Freitag, 30. November 2007

Sonntags in Gold Coast

Sonntag gibt es hier nicht im wirklichen Sinne, wie wir ihn kennen. So haben alle Geschäfte geöffnet, was aufgrund der Öffnungszeiten in der Woche (zwischen 17 und 18Uhr ist Zapfenstreich) auch nötig ist, da der Normalarbeiter seine Besorgungen unmöglich vor diesen Zeiten machen kann. Todd hat mit erzählt, dass es im Prinzip nur zwei Tage im Jahr gibt, an dem die Läden alle zu haben: Erster Weihnachtsfeiertag und Ostersonntag. Schon Wahnsinn! So war es auch nicht verwunderlich, dass Todd und ich uns letzten Sonntag auf den Weg ins berühmtberüchtigte Warehouse machten, um mir einen Schreibtisch zu kaufen. An anderen Tagen fanden wir zwei nämlich nicht zusammen, um das zu erledigen. Kurz vor Ladenschluss steuerten wir zielstrebig auf die Möbelabteilung des Billigkaufhauses zu. Todd wollte mich unbedingt dabei haben, so dass ich mir auch ja den Tisch selbst aussuchen konnte. Nun ja, das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, da es nur einen einzigen zur Auswahl gab. Er bot mir an, noch woanders zu gucken, aber wozu, dachte ich. Passt rein ins Zimmer und gut ist. Muss ja nicht das beste Teil sein, Hauptsache praktisch und funktional. Schnell hatten wir den Selbstbausatz an die Kasse getragen und ich konnte Todd regelrecht ansehen, dass er froh war, dass wir das Ganze so schnell über die Bühne gebracht haben – er mag es unkompliziert.

Nach einer halben Stunde, von der 25 Minuten allein reine Fahrzeit waren, freute ich mich zu Haus auf den Aufbau des Tisches. Todd packte auch wagemutig den Karton aus, doch beim Anblick der vielen Einzelteile resignierte er schnell und meinte, dass er dafür jetzt gerade keine Zeit habe, da seine Familie rufe. Mmmh, konnte ich ja verstehen, war ja auch Sonntag, aber noch länger warten wollte ich auch nicht. Als er mich auf Dienstag vertrösten wollte, fragte ich selbstsicher nach Werkzeug, um das Teil allein aufzubauen. Kann ja nicht so schwer sein, dachte ich, obwohl ich Todd schon seinen Zweifel anmerkte. Ich glaube, so richtig zugetraut hätte er mir die Aktion nicht. Allein dadurch war ich angestachelt genug, um den Schreibtischaufbau im Alleingang durchzuziehen. Und siehe da, so handwerklich unbegabt bin ich dann doch nicht. Der Tisch steht fix und fertig in meinem Zimmer und ist seit nunmehr fast zwei Wochen in Gebrauch, ohne wieder in seine Einzelteile zu zerfallen. Ok, ich gebe zu, ganz ohne Unfall ging die Sache dann doch nicht ab. Ein Brett fiel etwas unglücklich auf meinen Zeh: Blut und eine kurzweilige Schwellung waren die Folgen. Nachdem ich mich bei Henning ausheulen wollte, der aber nur lachte, war ich noch mehr motiviert. Ich wollte es den Männern einfach zeigen! Nach einer Stunde war das Werk vollbracht - mit einer idiotensicheren Anleitung auch kein wirkliches Kunststück.

Das war eine Art, sich den Sonntag Nachmittag zu vertreiben: Eine andere und nicht gerade seltene Möglichkeit ist der Gang in die Uni. Ja, richtig gelesen, ich geh sonntags arbeiten, denn leider kennen meine Bakterien kein Wochenende – sind halt Workaholics. Wenn die fertig sind für den Test, muss es losgehen. Da gehen dann auch schon mal 3 Stunden ins Land. Im Gegensatz zu meinem Wochenarbeitsstunden von 11h am Tag sicher ein Klacks. Aber wenn man diese Zeit dann ganz allein in dem riesigen Gebäude ist, ist es einerseits langweilig und auch ganz schön unheimlich. Da macht dich jedes Geräusch kribbelig. Aber nach drei Sonntagen habe ich mich schon ein bisschen dran gewöhnt :-)


Sonntage


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