Donnerstag, 1. November 2007

Die große Reise nach Brisbane

Nun bin ich schon drei Tage in Brisbane und kann es immer noch nicht glauben, dass ich dafür einmal um die Welt geflogen bin!

ABSCHIED

Wie ich bereits geahnt habe, konnte ich natürlich die Nacht zu Sonntag kaum schlafen – die Aufregung war einfach zu groß! Meine Eltern und ich sind bereits um 8Uhr morgens zum Hamburger Flughafen aufgebrochen. Nach 2,5 Stunden Fahrt waren wir vorerst am Ziel – viel zu früh, aber gerade an einem Sonntag und dann noch zu Ferienende kann man nie wissen, was auf den Straßen los ist! Wir sind gleich zum Check in-Schalter, haben dort schließlich mein Gepäck aufgegeben und ich bekam meine Boarding Card. Eigentlich sollte ich auch mein Ticket für das Hotel in Dubai erhalten, doch davon wusste die nette Frau am Schalter nichts. Gut – dachte ich - wird ja kein Problem sein, diese nachträglich auszustellen und so wurde ich zum Emirates-Info-Schalter geschickt. Ein kurzer Blick in meinen Pass und schon hatte ich den erforderlichen Wisch, obwohl mein Reisebüro es augenscheinlich versäumt hatte, mein Zimmer mit zu buchen. Na ja, Emirates kann es sich ja leisten! Da kommt es auf eine Person mehr oder weniger auch nicht an, für die man die Hotelkosten übernimmt! Alles Service – sagt man!

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, blieben uns Dreien noch etwa anderthalb Stunden bis zum Abschied. Zur Ablenkung schauten wir den abhebenden und landenden Flugzeugen zu und je mehr ich davon sah, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich auch bald in so einem Riesending sitzen werde und in den Lüften verschwinde. Irgendwie komisch, aber nun wurde es auch wirklich Zeit, dass es endlich los ging. 12.45 Uhr war es dann soweit: Ich musste in den Sicherheitsbereich und es hieß nun, Mutti und Papa nochmal ganz fest drücken und für die nächsten sieben Monate tschüß zu sagen. Dann war ich erstmal froh, dass eine Schlange vor mir war – das gab mir Zeit, die geflossenen Tränchen zu trocknen. Mutti und Papa blieben noch an der Glaswand stehen, bis die Kontrolle meines Handgepäckes vorüber war. Noch ein letztes Mal Winken und dann war ich auch schon in der Abflughalle verschwunden.

FLUG NACH DUBAI

Der kurze Fußmarsch bis zum Gate B20 mit Laptop und vollgepackten Rucksack erwies sich bereits anstrengender als erwartet, doch sollte ich hier noch nicht erahnen, wie das erst in Dubai werden wird. Beim Gang ins Flugzeug fragte ich mich dann instinktiv, wer wohl während der ersten Flugstrecke von 6,5 Stunden neben mir sitzen wird. Hoffentlich niemand, der müffelt, ging es mir durch den Kopf. Kaum zu glauben, aber es kann tatsächlich noch schlimmer kommen! Am Platz angekommen, erblickte ich einen Iraner mittleren Alters und ich freute mich noch auf ein eventuell interessantes Gespräch mit ihm. Das sollte sich aber bald ändern. Kurz nach dem Start um 14Uhr forderte er seinen ersten Vodka, kaum hatte er diesen aus, bestellte er den nächsten. Hui, dachte ich, das geht aber fix! Nun ja, zwei Vodka wären ja noch vertretbar, als er allerdings innerhalb der ersten 30 Minuten vier weggeschluckt hatte, wurde mir doch komisch! Beim fünften merkte er anscheinend meinen fragenden Blick und so sah er sich wohl in Erklärungsnot: „I`m so scared of flying. That`s why I have to get drunken.“ Mmmh, ok – mir war ja auch nicht ganz wohl vorm Fliegen, aber gleich betrinken? Nee, dachte ich, muss auch nicht sein!

Etwa eine Stunde nach Start gab es das erste Menü. Ich entschied mich spontan für Hühnchen mit Nudeln, Pilzsoße und Gemüse. Dazu gab es noch ein Zitronendessert, zwei verschiedene Salate und ein Brötchen mit Butter und Käse. Oh man, wer sollte das nur alles essen? Auch mein netter Herr Flugnachbar nahm dieses Essen, doch bevor die Stewardess servieren konnte, musste sie erstmal seinen Platz von den Vodkaflaschen befreien. Beim Anblick der Vielzahl wurde ihr auch ganz anders und so sah sie mich ganz mitleidig an. Tja, half auch nichts, denn seinen geforderten Rotwein gab sie ihm trotzdem! Hoffentlich muss der sich nicht übergeben, schoss es mir durch den Kopf. Nach drei Happen legte er sich allerdings gemütlich zurück und grunzte erstmal die eine oder andere Stunde! Doch wer glaubt, dass ich so Ruhe hatte, der täuscht! Immer wieder schreckte er mit lauten Hustenschreien hoch (natürlich ohne sich die Hand vor den Mund zu legen!!!!), so dass sich Passagiere etwa vier Reihen vor mir noch umdrehten und ihren Kopf schüttelten. Ich entschied mich dann, lieber meine Kopfhörer aufzusetzen, damit ich keinen Hörsturz erleide J! Doch damit nicht genug! Anscheinend hatte der gute Mann auch keine Taschentücher bei sich - der Rotz musste trotzdem weg! Was also tun? Klar, ihn richtig schön mit Schmackes hochziehen – mmmh, lecker! Spätestens da ist auch mein Appetit verflogen! Nun ja, wollte ihm schon fast ein Taschentuch von mir anbieten, ließ es dann aber doch sein. Irgendwann habe ich mich schließlich an die Eigenheiten des Iraners gewöhnt und widmete mich ausführlich dem Unterhaltungsprogramm auf meinem Monitor vor mir. Hier gab es alles, was das Herz begehrt! Etwa 150 Filme standen allein zur Auswahl, außerdem Musik über Musik und jede Menge Spiele – also für jedermann etwas dabei. Ich versuchte mich vor allem mit dem einen oder anderen Film abzulenken! Schlafen konnte ich während des gesamten Fluges kein bisschen, dazu war ich viel zu nervös! So versuchte ich mein Glück mit dem Simpsons-Film. Doch sorry Simpson-Fans, der konnte mich kein Stück begeistern! Nach einer halben Stunde musste ich ihn Wohl oder Übel wieder ausstellen. Na ja, bin halt doch eben mehr der Romantik-Fan!!! Die Zeit verging auf der ersten Strecke eher schleppend und mir graute schon vor dem nächsten Tag mit 15 Stunden Flugzeit.

DUBAI

Gegen 23Uhr Ortszeit (in Deutschland 20Uhr) bekamen wir in Dubai wieder Boden unter die Füße. Der Landeanflug von Wasser auf Festland war mehr als beeindruckend! Und noch viel mehr dann das riesige Flughafengelände. Wir brauchten allein eine halbe Stunde, um an unser Gate zu rollen – Wahnsinn. Mindestens genauso riesig wie das Außengelände entpuppte sich schließlich auch das Flughafengebäude selbst. Bevor ich die Passkontrolle erreichte, verging abermals eine halbe Stunde. Rollbänder über Rollbänder bahnten mir und meinem Handgepäck den Weg. An den Schaltern angekommen, entdeckte ich ein blondes Mädel aus meinem Flugzeug wieder, die ebenfalls das Ticket für das Millenium-Hotel in den Händen hielt. So sprach ich sie einfach an, ob wir dort nicht zusammen hin wollen. Klar, meinte sie, und so kamen wir schnell ins Gespräch. Sie heißt Signe und wollte ebenfalls nach Brisbane weiter, um dort ein halbes Jahr als Work and Traveller zu verbringen. Das passt ja gut, dachte ich und sympatisch ist sie obendrein. Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Shuttlebus. Beim ersten Schritt vor die Tür bekamen wir allerdings erstmal einen Schlag. Man, war das eine Hitze! 30 Grad und das um diese Zeit! Und wir natürlich in Jeans und mit Strickjacke. Das Zeug musste dringend runter vom Leib.

Im Hotel angekommen, staunten wir nicht schlecht. Prunk soweit das Auge reichte. Und das in einem 3-Sterne-Hotel. Na ja, das entspricht bei uns wahrscheinlich einem 5-Sterne-Hotel. Marmor und vergoldete Krohnleuchter zierten die Eingangshalle. Irgendwie müssen Signe und ich wohl sehr hungrig ausgeschaut haben. Jedenfalls erhielten nur wir zwei Essens- und Trinkgutscheine für das Luxusrestaurant. Die anderen Fluggäste schauten ein wenig neidisch – hätten sie doch auch gerne noch eine Kleinigkeit zu sich genommen. Wir jedenfalls ließen uns nicht lumpen und nutzten erstmal das Snackangebot, bevor es hoch in unsere Zimmer ging. Na ja, Zimmer ist vielleicht noch untertrieben – für mich war es eher wie eine kleine Suite mit zwei großen Einzelbetten drin, gemütlicher Sitzecke und einem Luxusbad mit Wanne und großen Armaturen. Da ließ es sich gut aushalten! Schlafen konnte ich jedoch nicht gleich, war noch viel zu aufgekratzt. Zwei Uhr nachts fielen dann die Augen endlich zu. Um kurz vor 6 Uhr dann der Weckanruf – viel zu früh, aber um 8.40Uhr sollte der Flug ja weitergehen und nach den Streckenerfahrungen der vergangenen Nacht im Flughafengebäude wollten wir lieber nicht zu spät dran sein. Halb 7 war dann Abfahrt vom Hotel. Allerdings führte uns der Weg nicht direkt zum Flughafen, der geschätzte 1,5 Kilometer vom Hotel entfernt lag. Nein, wir fuhren erstmal durch die halbe Stadt. Auch schön, so hatten wir wenigstens noch was von Dubai – hier kommt man ja auch nicht alle Tage hin. Angekommen, mussten Signe und ich uns erstmal in eine ellenlange Schlange von Passagieren aller Emirates-Flüge einreihen für eine erste Handgepäckskontrolle. Erstaunlicherweise ging das recht fix, obwohl gut 600 Leute vor uns standen. Nach einer viertel Stunde waren wir durch. Gott sei Dank mussten wir uns nicht erneut einchecken, die Boarding Card für diesen Flug bekamen wir bereits in Hamburg. Also gleich auf zur Passkontrolle und von dort dann in die Abflughalle – ein weiterer Fußmarsch von 20 Minuten. Hier gab es jede Menge zu bestaunen – Luxusartikel über Luxusartikel waren hier zu finden. Doch auch für den Otto-Normal-Verbraucher gab es jede Menge. Signe kaufte sich noch etwas zu lesen und ich nutzte die noch verbleibende Zeit, um mich umzusehen.

FLUG NACH SINGAPUR

Der Abflug nach Singapur verzögerte sich diesmal um fast eine Stunde. So saßen wir noch eine ganze Weile im Wartebereich und waren ganz beeindruckt von der Vielzahl der Leute, die tatsächlich mit uns fliegen wollten. Das Flugzeug war noch größer als das erste – die Fensterreihen hatten jeweils noch einen Platz mehr. Die 7 Stunden nach Singapur vergingen diesmal schneller als die Strecke nach Dubai. Diesmal hatte ich auch einen angenehmen Sitznachbarn – ein junger Engländer, ebenfalls auf dem Weg nach Brisbane, der immer ganz froh war, wenn ich mein Essen nicht schaffte und er es haben konnte. Vor allem auf die Muffins zum Frühstück hat er es abgesehen. In Singapur hatten wir dann nur eine halbe Stunde statt der geplanten anderthalb Stunden Aufenthalt aufgrund des verspäteten Abflugs in Dubai. Einige Fluggäste sagten hier Adieu, doch die meisten wollten weiter nach Brisbane. Das Flugzeug wurde schnell neu betankt und jeder bekam wieder eine neue Decke, ein neues Kissen und neue Kopfhörer. Was für eine Verschwendung, dachte ich! Angeblich müsse das aus Sicherheitsgründen sein, wie uns ein netter Steward mitteilte. Die Stewardessen taten mir wirklich leid angesichts des Drecks, der in dieser halben Stunde auf sie wartete. Man mag es kaum glauben, dass wirklich Menschen im Flugzeug gesessen haben. Vor allem die Passagiere der ersten Klasse kannten überhaupt kein Benehmen. Auf dem Boden lag wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann – von Essensresten über zerfetzte Zeitungen bis hin zu Klamotten. Unglaublich! Die dachten wahrscheinlich auch: Für meine Kohle kann ich Einiges an Service erwarten.

FLUG NACH BRISBANE

Nach der besagten halben Stunden fanden wir dann wieder ein sauberes Flugzeug vor und die letzte Etappe wartete auf uns. Noch einmal Starten und Landen und dann sollte ich wirklich am Ziel sein – Australien, ich komme!

Die Zeit verging auch hier relativ rasch. Allerdings hatte ich wirklich Probleme mit den vielen Zeitzonen, die wir durchquerten. Urplötzlich war es dunkel und dann auch wieder hell. Dementsprechend folgten auch die Mahlzeiten sehr rasch aufeinander. Kaum lag das Abendbrot hinter uns, gab es auch schon wieder Frühstück um 4.30 Uhr Ortszeit. Die letzten zwei Stunden nutzte ich, um über die Flugzeugkamera das Land meiner Träume von oben zu erkunden. Die Sicht war äußerst gut und so überquerten wir beeindruckende Landschaftsstriche.

Um 6.15 Uhr konnte ich dann endlich Brisbane erblicken – Wahnsinn. Dieser Landeanflug war mit Abstand der beste. Ist ja auch klar, denn hier wollte ich hin! Die Aufregung stieg von Minute zu Minute und einige wunderten sich schon über mein Grinsen, das von immer breiter wurde. 6.35Uhr stoppten wir pünktlich am Gate. Nun schnell raus aus dem Ding und zu Henning düsen, der mich abholen wollte. Na ja, ganz so schnell ging es dann doch nicht. Erstmal mussten Signe und ich noch eine Einreisekarte ausfüllen. Hier in Australien sind die Einfuhrregeln besonders streng. Man muss alles angeben, was man dabei hat, vor allem Essen jeglicher Art. Nun gut, ich hatte ja mein Kilo Schokolade dabei, sie aber nicht angeben, weil ich keine Lust hatte, dass der Zoll meine Klamotten in der Reisetasche durchwühlt. Also ließ ich es einfach drauf ankommen. Im Notfall hätte ich behauptet, dass ich davon nichts wusste und mir Mutti wahrscheinlich eine Überraschung machen wollte. Was hätten die auch mit mir tun sollen? Mehr als wegnehmen und wegschmeißen konnte ich mir nicht vorstellen. Im Flugzeug haben sie bei Falschangaben zwar vor vorrübergehenden Festnahmen gedroht, doch so richtig hat mich das nicht tangiert. Kritisch wurde es allerdings, als sich einer der vielen Spürhunde auffallend lange an meiner Tasche zu schaffen machte. Doch die Polizistin zog ihn schnell weg und meinte nur, dass in meiner Tasche doch bestimmt nichts sei. Gut so – schön, dass man Frauen immer so viel Vertrauen entgegenbringt. Männer hingegen müssen sich halb entkleiden, weil man sie wegen Drogenschmuggels verdächtigt nur aufgrund ihres Aussehens, ich hingegen wurde nicht einmal durchleuchtet. Ob man denen schon mal gesagt hat, dass Frauen eigentlich die schlimmeren Verbrecher sind J?!

Nun ja, dann nach nochmaligem langen Warten standen wir am Zoll. Noch einmal bibbern, dass die meine Schokolade nicht entdecken, was sie auch nicht taten, und dann war es endlich soweit. nach über 35 Stunden Reise konnte ich Henning endlich in die Arme fallen. Das war so ein tolles Gefühl! Hier begann mein Traum von Australien dann endlich Wirklichkeit zu werden.

Signe und ich hatten noch unsere e-mail-Adressen ausgetauscht und dann ging jede seiner eigenen Wege – Signe nach Sunshine Coast und ich mit Henning zu seinem neuen Zuhause im Stadtteil Mt. Gravatt. Die Fahrt dorthin mit dem Zug war mehr als aufregend – so viele neue Eindrücke und es war alles wirklich so, wie es mir vorgestellt habe. Henning, der Arme, musste mein Gepäck buckeln, während ich gar nicht genug kriegen konnte von der neuen großen Stadt. Selbst auf dem Weg von der Bushaltestelle bis zu Hennings Haus blieb ich immer wieder stehen, um erste Fotos zu schießen oder mit meinem Camcorder zu drehen. Um der Sonne etwas aus dem Weg zu gehen, gingen wir durch die hiesige Einkaufspassage – ein Fehler, denn auch hier gab es für mich so viel zu bestaunen. Zu allererst entdeckte ich die vielen geschmückten Weihnachtsbäume. Man, die sind ja noch verrückter als wir Deutschen und deutlich kitschiger. Schon komisch, da kommt man von draußen mit 30 Grad im Schatten rein und entdeckt die viele Weihnachtsdeko – passt doch gar nicht zusammen. Weiter vorbei ging es dann an der Obst- und Fischtheke. Man, da lief einem ja das Wasser im Mund zusammen. So herrlich angerichtet alles. Vor allem Krebse, Austern, Krabben und Tintenfische waren zu sehen. Ich als eigentlich nicht-so-gern-Fischesser bekam richtig Appetit.

ANKUNFT

Zu Hause bei Henning angekommen war ich völlig aufgedreht und das trotz Schlafentzugs (die letzten drei Tage insgesamt 9 Stunden!!!). Eigentlich auch gut, so konnte ich mich erstmal zwingen wach zu bleiben, um so dem Jetlag zu entgehen. Am Nachmittag machten wir dann die ersten wichtigen Besorgungen für mich und da kam sie dann über mich – die Müdigkeit schlug erbärmlich zu! So ein Gefühl hatte ich noch nie, hätte im Stehen einschlafen können! Also schnell nach Haus, mit Mutti telefonieren und dann ab in die Koje. So schlief ich erstmal bis zum Abendbrot etwa 1,5 Stunden und ab 20 Uhr war dann endgültig Sense. Da habe ich dann bis zum nächsten Morgen erstmal durchgeratzt.

Hier noch die Fotos: (Picasa wollte nicht so, wie ich wollte)

http://picasaweb.google.com/karina280683/FlugNachBrisbane

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