Mittwoch, 26. Dezember 2007

Montag, 24.12.07: Heilig Abend on the road

241207 - Heilig Abend


Die letzten 587 Kilometer Outback lagen heute vor uns und die meisterten wir auch recht fix, bevor wir am frühen Nachmittag mit Port Augusta die südliche Ostküste erreichten. Endlich wieder in der Zivilisation. Nicht, dass uns das Outback nicht gefallen hätte. Ganz im Gegenteil: Gerade die Ruhe und Einsamkeit machen die Weiten der Natur so einzigartig. Doch Weihnachten wollten wir dann doch lieber wieder an einem "normalen" Ort verbringen, obwohl dieser hier auch schon zu schlafen scheint! Und so sitzen wir nun in unserem Camper am Heiligen Abend und trinken genüsslich Glühwein! Ja, der muss hier wirklich sein, denn es ist für unsere Verhältnisse schweinekalt. Pullover, Unterhemd und lange Hose sind hier Pflicht! Sonst hält man den gefühlten Temperaturen von 12 Grad nicht Stand!Um uns wenigstens ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu versetzen (ist zugegebenermaßen mehr als schwierig hier), gab es heute Abend traditionell Kartoffelsalat und Würstchen. Allmählich wird es endlich dunkel (21 Uhr abends), so dass wir zum gemütlichen Teil des Abends übergehen können - schlafen!

Karina

Sonntag, 23.12.07: Coober Pedy

231207 - Coober Pedy


Nach einer saukalten Nacht... Coober Pedy war das Ziel des heutigen Tages, ein kleines scheinbar verschlafenes Nest im Süden des Outbacks. Aber auch nur, weil man wenig Menschen auf der Straße sieht. Kein Wunder, haben sich bei den sommerlichen Temperaturen alle in ihre "Underground" Wohnungen verzogen. Schon beeindruckend, wie viele unterirdische Höhlen hier zu Häusern umfunktioniert wurden. Bekannt als Welthauptstadt des Opals bietet Coober Pedy aber auch genügend Möglichkeiten dazu, da der Bergbau schon ein paar Jährchen anhält und ausgeschöpfte Stellen ebenso gut anderweitig genutzt werden können, anstelle die vielen Schächte wieder zu zu schütten. Einen Einblick in solche Wohnung bekamen Henning und ich im Oldtimer Museum, dass die ehemaligen Wohnräume einer bekannten Bergbaufamilie aus den 70er und 80er Jahren zeigte. Nach dem halbstündigen Rundgang konnten wir schließlich auch die fertigen Opale begutachten und erstanden auch zwei schöne Rohsteine als Glücksbringer. Vielmehr als ihre Opale hat die Stadt aber nicht zu bieten, fast schon unheimlich erscheint sie einem besonders bei Nacht. Allein, dass über unseren Campingplatz die Polizei Streife fuhr, machte uns ein bisschen mulmig um die Magengegend. Im Reisführer wurde extra darauf verwiesen, dass in Coober Pedy eine hohe Gewaltbereitschaft herrsche. Nun ja, davon haben wir Gott sei Dank weniger mitbekommen, als von der Armut der Einwohner. Schon erschreckend, wie viele ehemalige Aborigines auf den Straßen völlig verloddert rumhängen und dem Alkohol verfallen sind. Das war ein regelrechter Kulturschock für uns zwei, der schon in Alice Springs begann. Man merkt einfach, dass es noch ein langer Weg ist, bevor die Ureinwohner Australiens als völlig gleichgestellte Bürger in den Städten anerkannt werden. Die Lücke ist einfach noch viel zu groß.

Karina

Samstag, 22.12.07: Olgas und Weiterfahrt nach Kulgera

221207 - The Olgas


Nach dem ersten Ausstellen des Weckers mussten wir uns nun sputen, um noch Chancen auf einen Anblick auf diesen anmutigen Felsen bei Sonnenaufgang zu erhaschen. Doch die Fahrt auf die andere Seite dauerte zu lange und so kamen wir zu spät, aber gerade richtig, als die Touri-Bus-Kolonnen bereits wieder abfuhren. Heute morgen erstrahlte der Sandstein in einem beeindruckenden Rotton und wir fuhren ein wenig sprachlos weiter zu den Olgas, einer weiteren Felsfomation 50 km westlich im gleichen Nationalpark gelegen. Der Tag versprach herrlich sonnig zu werden und so starteten wir guter Dinge unsere "kleine" Wanderung durch einen Teil der ebenfalls für die Ureinwohner heiligen Steine. Selten bis nie sind uns bisher solch schöne Ausblicke und Natureindrücke untergekommen. Doch die Wandertour dauerte dann mit 3 Stunden über Stock und Stein (hauptsächlich schwierig begehbares Geröll) auch reichlich lange. Trotzdem waren wir erneut äußerst beeindruckt von der Schönheit der hiesigen Natur. Die Fahrt mit unserem feinen klimatisierten "Motorhome" kam da recht und wir schafften noch eine ganz manierliche Strecke auf unserem Weg zurück Richtung Stuart Highway und dann auch weiter südlich.

Freitag, 21.12.07: Geburtstag am Ayers Rock

211207 - Ayers Rock


Komischerweise begann mein Geburtstag dieses Jahr irgendwie früher als in den vorigen Jahren... Der kürzeste Tag auf der Nordhalbkugel wandelte sich hier in den längsten. Dazu liegt Alice Springs noch nahezu auf dem südlichen Wendekreis und somit sollte es eher ein hellerer, heißerer und auf alle Fälle anderer Geburtstag werden, als ich ihn jemals feiern konnte. Die Fahrt zum "Roten Berg" stand an und begann auch alsbald nach dem Aufstehen und gemütlichem Frühstück. Begeistert von der Landschaft fuhren wir unsere ersten Kilometer auf dem Stuart Highway, auch bekannt als Explorer Highway, der uns hoffentlich bis Adelaide bringen wird. Wenig Vegetation auf gelblichem bis rotem Boden, vielmehr Geröll und Kies, machten schon diese ersten Eindrücke einmalig. Gleich wollten wir mal die Geländetauglichkeit unseres "Cheapa Campas" auf die Probe stellen und bogen auf einer unbefestigten Straße ein, welche uns zu ausgeschilderten Meteoritenkratern brachte. Diese waren deutlich weniger spektakulär als der Weg dorthin selbst. Die sonst recht gute und feste Schotterpiste wurde hie' und da von kleinen Überflutungsbächlein unterbrochen, welche den Untergrund eher weich und schlammig werden ließen. Mit beherztem Schwung wurde aber auch hier jedes Hindernis glücklicherweise überwunden. Wieder zurück auf der Straße erwartete uns auch nicht viel mehr Verkehr als auf der Seitenstraße - äußerst wenig. Sehr erstaunlich für uns, da dies doch die Hauptverkehrsader Australiens in Nord-Süd-Richtung durch das Zentrum sein sollte! Egal, das macht die Fahrerei doch herrlich entspannt. Mit 110 km/h düsten wir auf schnurgeraden ewig langen Abschnitten vor uns hin und erreichten bald die Abfahrt zum meistfotographierten Objekt des Kontinents: Ayers Rock. Mit zunehmender Nähe wurde leider auch der Sprit immer teurer...Schon von den ersten fernen Blicken erfreut (Karina war eher hellauf begeistert) buchten wir uns zunächst auf dem lokalen Campground ein. Den Sonnenuntergang wollten wir uns natürlich nicht nehmen lassen und so bezahlten wir brav unsere Naturparkgebühr und fuhren zunächst auf einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe. Hier bereitete Karina uns ein vorzügliches Mahl in Form von Känguruh-Filet mit leckerer Pilzpfanne und Kartoffeln. Lecker Essen!Anschließend tingelten wir auf einen zugewiesenen "Sunset-Point" um den Sonnenuntergang auch von bester Stelle aus zu verfolgen. Die Wolken, die uns auch schon den Tag über begleiteten, sollten eine herrliche Kulisse bieten, auch wenn nicht das krasse rote Leuchten des Monolithes zu sehen war.
Einen solchen Geburtstagsabend hat man auch nicht alle Tage!

Donnerstag, 20.12.07: Flug nach Alice Springs

201207 - Reise nach Alice


Heute mussten wir ziemlich früh aus den Federn. Camper ausräumen stand weit vorne auf der Liste "to do". Um nicht in Zeitschwierigkeiten zu geraten, schafften wir es _schon_ um neun morgens zum Wicked-Camper-Depot in Cairns. Die Abgabe verlief denkbar einfach - ein kurzer Blick durch die Heckklappe der Kiste reichte dem Typen schon und wir waren unser heißgeliebtes Gefährt los. Da hätten wir uns die doch relativ gründliche Autowäsche sparen können. Und da standen wir nun: Ohne fahrbaren Untersatz, viel zu früh am Morgen und ner Menge Gepäck. Egal, mit nem Taxi ab zum Flughafen und da mal weitersehen. Gegen 12 Uhr oder so sollte unser Flieger in die Wüste gehen. Angekommen, schauten wir uns erst mal um und versuchten die ca. 3 Stunden zu überbrücken. Da las man sich noch mal die Flugdaten durch und wir guckten nicht schlecht, als die Abflugzeit um 2 Stunden "nach vorne gerückt" war... Hatten wir doch tatsächlich die Abflug- mit Ankunftszeit verwechselt. Puh, diesmal ist's ja nochmal gut gegangen. Auch nicht übel, so mussten wir nicht mehr so lange auf dem doch recht überschaubaren Flughafen rumlungern und konnten baldigst einchecken. Nach der Handgepäckkontrolle warteten wir nun noch ein kurzes Weilchen. Nach Beginn des Boardings ging ich noch fix auf den Pott. Hatte doch keine Ahnung, dass der "Final Call" nur 2 Minuten nach Öffnung des Gates kommen sollte. Gemütlich dasitzend vernahm ich einen dringenden und lautstarken Durchruf: "Schmidt and TÖrnow, last call for your flight to Alice Springs!" So machte ich mich schlendernd auf den Weg und bekam am Boarding-Schalter erst mal Anschiss von Karina, die schon ihrerseits von den Stewardessen ihr Fett weg bekommen hat. Also husch, husch, ab in den Flieger - Karina hatte schon wieder einen hochroten Kopf von der Peinlichkeit und Aufregung. Nun ja, da saßen wir und genossen den schönen und kurzen Flug ins Landesinnere. Alice erwartete uns mit heißem Wetter und einem weiteren problemlosen Taxitransport in das Stadtzentrum, direkt zum nächsten Campervan-Verleih. Hier erreichte uns eine weitere Welle von Problemchen. Das Limit meiner Kreditkarte war erschöpft und so konnten wir nicht die Versicherungssumme zahlen, um das Auto in Empfang nehmen zu können. Auch ein kleiner, aber feiner Fußmarsch in die Einkaufsmeile der Stadt in der Mittagshitze brachte keine Abhilfe. Der Versuch die Summe bar zu begleichen, schlug fehl, weil der Geldautomat auch nicht so viel Geld ausspuckte, wie er sollte. Letztendlich kamen wir doch noch nach langem Hin und Her mit dem wirklich überaus kulanten Verleih-Mann überein und schafften das ganze Prozedere in "nur" 4 Stunden! Sichtlich geschafft, aber froh, begaben wir uns zum nächsten Supermarkt für den ersten Großeinkauf - hatten wir doch ab jetzt einen Kühlschrank im Auto! Auch sonst wirkte die Karre ganz manierlich. Deutlich mehr Komfort wird uns die nächsten 2 Wochen angenehmer gestalten. Eine kurze Rundtour in Alice Springs später suchten wir uns unsere Bleibe auf einem Campingplatz und werden uns auch gleich zum Grunzen hinlegen...

Mittwoch, 19.12.: Great Barrier Reef (Upolu Cay)

191207 - Tauchen und Cairns


Dieser Tag war einfach der Hammer! Sicherlich werden wir noch Wochen davon schwärmen, denn wir haben den Tauchgang hinter uns gebracht. Um kurz vor acht Uhr morgens lief unser Boot aus dem Hafen Cairns aus und wir waren schon mal froh, dass nur neun Pasagiere an Bord waren. Das versprach uns ein gutes Taucher - Guide - Verhältnis.Ganze zwei Stunden dauerte dauerte die Fahrt bis zum Reef. Ich wurde von Minute zu Minute immer nervöser! Henning hatte wirklich schwer zu tun, mich bei Laune zu halten. Natürlich auf seine Weise: "Also, wenn du tauchst, kann das ganz schön krass mit dem Druckausgleich sein, da muss man aufpassen!" Super, sehr aufbauend. Nichts mit: Ist ganz easy. Erst die Trockenübungen durch Rebecca, unserem Diving Guide, machten mir mehr Mut und sie versprach mir, dass ich hinterher sagen werde, dass ich nie was Schöneres vorher gesehen habe. Damit sollte sie auch Recht behalten. Henning und ich waren gleich die erste Tauchgruppe. Ganz recht, so musste ich nicht länger bibbern. Erstmal bekamen wir einen Gürtel mit Gewichten verpasst. Mein lieber Scholli, damit kann man sich kaum noch rühren. Erst recht, wenn die ganze Tauchmontur noch auf dem Rücken lastet. Ein wenig watschelig und leicht unbeholfen gingen wir zum Bootsende, um ins Wasser zu hüppen. Laut Rebecca angeblich der schwierigste Teil des Ganzen, weil es Überwindung koste. Das haben wir zwei ohne Probleme gemeistert. Na ja, nicht ganz, denn ich verlor erstmal meine linke Schwimmflosse und hatte damit die Lacher der Crew auf meiner Seite. Nun wurde es dann aber doch Ernst: Es sollte in die Tiefe gehen. Vorerst lotste uns Rebecca an den Bootsseilen entlang, um den Druckausgleich der Ohren zu üben. Da waren die ersten anderthalb Meter geschafft und wir sahen gleich unzählige bunte Fische. Jetzt war meine Angst zunächst verflogen. Henning nahm es lockerer als ich und war ganz heiß darauf, endlich in das Reef abzutauchen. So nahm uns Rebecca an die Hand, Henning hielt es nicht lang aus und löste sich schnell, während ich mich nahezu festkrallte. Jetzt erschloss sich uns allmählich die bunten Farbenpracht der Korallen und wir konnten nur noch staunen. Keine Zeit mehr, um sich auf das Tauchen an sich zu konzentrieren. Das wurde mir aber auch schnell zum Verhängnis. Nachdem wir den Meeresboden in etwa 6 Metern erreicht haben, schoss Rebecca das erste Foto mit einem schwarzen glibschigen Etwas von uns. Wahrscheinlich war ich doch noch ein bisschen nervös und fing auf einmal an, dummerweise Wasser zu schlucken. Dann verlor ich auch noch meine Atemluftzufuhr. Da war die Panik groß und ich wollte nur noch nach oben. Doch Rebecca war so klasse. Sie hat mir sofort geholfen, damit ich das Wasser wieder los wurde und meinen Regulator rechtmäßig in den Mund bekam. Kurz tief durchgeatmet und alles war wieder paletti. Ich war so froh, dass sie mich beruhigen konnte. damit war für mich klar: Tauchen ist eigentlich total sicher und es kann einem nicht so schnell was passieren. Weiter zog es uns durch die Unterwasserwelt vorbei an vielen Korallen, Muscheln und Fischen der verschiedensten Art und Größe. Vor allem die kleinen Clownfische (Nemo lässt grüßen!!!) haben es uns angetan. Leider haben wir heute keine Riffhaie zu Gesicht bekommen, alles nur Friedfische. Aber vielleicht auch besser so, obwohl die hier ganz harmlos sein sollen. Sind ja auch kaum größer als einen Meter, da werden sie wohl kaum einen Menschen verschlingen wollen!Nach gut einer halben Stunde (gefühlt aber nur wenige Minuten) war der Tauchgang für uns viel zu früh vorbei! Wir tauchten mit strahlenden Gesichtern auf und wurden schon neugierig von den anderen Passagieren empfangen. Nach kurzer Pause zog es uns gleich wieder ins Nass zum Schnorcheln. Dabei kann man beinahe genauso viel sehen wie beim Tauchen auch, nur das Gefühl ist ganz anders. Nach zwei Zwischenstopps ging es wieder zurück nach Cairns und siehe da: Wir leben noch, hatten keine Haiattacke und uns geht`s bestens.

Karina

Dienstag, 18.12.: Mission Beach - Cairns

181207 - Mission Beach bis Cairns


Heute erreichten wir unser erstes großes Ziel auf unserer langen Reise durch Australien: Cairns! Eigentlich "nur" 1710 Kilometer von Brisbane entfernt, legten wir bis dato aber gute 2500 Kilometer zurück. Kaum in der Nordmetropole Queenslands angekommen, suchten wir gleich das nächste Infozentrum auf. Mir behagte nicht ganz wohl bei dem Gedanken, was wir dort vor hatten. Henning hingegen konnte es kaum abwarten, freute er sich doch schon die ganze Zeit darauf: Wir buchten eine Fahrt zum Great Barrier Reef, diesmal nicht nur zum Schnorcheln, nein, zum Tauchen. Oh je, ich habe das noch nie gemacht und schon immer einen Riesenrespekt vor Wasser und Tiefe gehabt, um nicht zu sagen richtige Schiss!!!! Tja, nun muss ich da durch. Mein Problem ist eigentlich, dass ich nicht von mir aus einfach sagen konnte: Ich lass es sein! Denn dann wüsste ich genau, dass ich es später bereuen würde. Ich wäre ja auch schön blöd, eines der Weltwunder, dass man vom Mond aus sehen kann, einfach so aus zu lassen. Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm. Immerhin haben das Tausende vor mir auch schon gemacht ohne Taucherfahrung. Und bestimmt hatten einige Angst davor. Das Schnorcheln neulich vor den Whitsundays war ja auch halb so wild und selbst davor hatte ich Schiss. Hoffe nur, dass mich morgen kein Hai mit seinen großen Augen anstarrt da unten! Dann wird es schon schief gehen! Nach dem Buchen und einigen Herzflattern mehr erkundeten wir erstmal grob die Innenstadt Cairns und mussten erstaunt festellen, dass diese hauptsächlich von der asiatischen Bevölkerung regiert wird. Gerade die Suche nach dem Mittagessen war nicht leicht oder eigentlich doch, denn außer asiatisch gab es ja nichts anderes. Zum anderen sahen wir erstmals eingebürgerte Aborigines und die zu Hauf. Irgendwie kommt man sich schon blöd vor, aber sie waren einfach faszinierend anzuschauen. Ein ganz anderer Bevölkerungsschlag, als man es je irgendwo gesehen hat. Das wird im Outback dann sicher noch krasser. Ansonsten ist Cairns eine größere Stadt wie jede andere auch, gemütlicher vielleicht. Aber wir sparen uns die Energie für Städtetouren lieber für Melbourne und Sydney auf. Nun heißt aber erstmal ab in die Federn, um für morgen fit zu sein. Mal sehen, ob ich überhaupt ein Auge zu tun kann. Falls wir nicht von den Haien verschlungen werden, berichten wir morgen ausführlichst von unserem Taucherlebnis.

Karina

Montag, 17.12.: Wallaman Falls - Mission Beach

171207 - Wallaman Falls bis Mission Beach


Die letzte Nacht war angenehmer und schlafreicher als erwartet. Weder von Tieren heimgesucht, noch von wilden Geräuschen geweckt, fanden Henning und ich endlich mal ein paar Stunden Ruhe, ohne sich tot zu schwitzen. Die Nächte zuvor waren nahezu unerträglich, doch diesmal hatten wir angenehme Temperaturen und ich brauchte erstmals das Zudeck. Heute Morgen sind wir halb sechs aufgestanden, weil wir endlich mal Platypussen sehen wollten, nachdem wir im Eungella Nationalpark Pech hatten. Man hat uns gesagt, dass früh morgens oder Abenddämmerung ideal wären. So machten wir eine kleine Wanderung zum Stony Creek. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Tropischen Regenwald mussten wir vor allem auf Schlangen Acht geben. Ein Glück lief uns keine über den Weg, ich hätte garantiert den ganzen Wald zusammen geschriehen. Nur kleinen Echsen suchten vor uns das Weite. Neugieriger schienen dagegen die kleinen Wasserschildkröten, die die ersten Sonnenstrahlen genossen und immer wieder am Ufer auftauchten. Die Schnabeltiere ließen uns aber auch heute im Stich und so bekamen wir wieder keines der als Fossilien beschriebenen Tierchen zu Gesicht trotz langen Wartens auf den Felssteinen, wo sie sich angeblich am liebsten aufhalten. Vielleicht haben sie aber von den vielen Touris auch nur die Schnauze gehörig voll und verkriechen sich, wer weiß das schon so genau.Nicht so tragisch, umso mehr freuten wir uns auf die Wasserfälle bzw. auf den einen Wasserfall. Nach dem Frühstück in freier Natur bot sich uns ein unglaublicher Anblick. Ich hatte wirklich Respekt vor der Steilheit der Felswände, die senkrecht fast 300 Meter in die Tiefe reichten. Boah, war das gigantisch! Noch immer ganz begeistert von den Wasserfällen machten wir uns weiter auf Richtung Mission Beach, etwa 120 Kilometer entfernt. Hier suchten wir nach einem Zeltplatz direkt am Strand und wurden auch fündig. Ohne Strom oder anderweitigem Comfort stellten wir unseren Camper nur 10 Meter vom Wasser entfernt ab und das war unser Luxus! Wo kann man das schon machen? Direkt am Strand unter Palmen campen? Da man ja leider nicht baden sollte wegen der Quallen (mal ganz davon abgesehen, dass das Wasser mit 28 Grad auch keine Erfrischung mehr bringt!) hatten wir eine kalte Außendusche als kleinen Ersatz. Die wurde von uns auch mächtig strapaziert. Den Nachmittag nutzten wir zum Ausspannen, einfach mal faul am Strand liegen und die Aussicht genießen. Abends genehmigten wir uns dann bei Meeresrauschen noch einen guten Fruchtwein aus der hiesigen Umgebung.

Karina

Sonntag, 16.12.: Magnetic Island - Girringun National Park

161207 - Magnetic Island bis Gurringun NP


Magnetic Island war heute unser nächster Programmpunkt und äußerst sehenswert. Nach knapp halbstündiger Überfahrt erreichten wir Nelly Bay, dem Hauptort der Triangel-Insel, die nur 35 Kilometer Fahrstraße hatte. Trotzdem entschieden wir uns für einen kleinen schwarzen Flitzer, der uns quer über die gesamte Insel kutschieren sollte. Auch hier kam ich wieder in den Fahrgenuss, diesmal mit richtiger Gangschaltung und ich muss sagen: Ich bekomme immer mehr Gefallen daran. Henning sieht das wahrscheinlich anders, wenn er auf dem Beifahrersitz platziert ist, folgt man seinen Äußerungen: Fahr langsam! Nicht zu weit links! Pass auf, Löcher in der Fahrbahn! Nun ja, Männer halt - wenn sie nicht selbst das Auto lenken dürfen. Ich habe uns ja sicher zum ersten Ziel gebracht: West Point, nicht viel los, aber schöne Natur. Hier verweilten wir kurz, bevor es die sandige Piste zurück in den Osten von Magnetic Island ging und weiter nach Horseshoe Bay (Ich glaube, sobald etwas wie Hufeisen aussieht, heißt hier alles so!) im Norden. Das krasse Gegenteil zum Westen war hier der Fall: Leute über Leute, die sich am Strand tummelten, wohl nicht zuletzt wegen dem 20x20 Meter großen Stingernetz, um vor den Quallen zu schützen. Dort plantschte aber auch alles, was sich vor Ort aufhielt. Uns ein bisschen zu voll, denn auf engen Körperkontakt mit anderen stehen wir dann doch nicht so. Wir genehmigten uns erstmal eine kleine Mittagsstärkung mit Blick auf die kleinen Marktbuden und Live-Jazz-Musik im Hintergrund. Danach erkundigten wir den Rest der naturbelassenen Insel und waren erstaunt, wie schnell man wieder am Ausgangspunkt angelangt war. Umso besser: Wir hatten alles gesehen und noch den halben Nachmittag vor uns. Zurück an Land ging es gleich weiter "on the road". Wir wollten den Wallaman Falls, die mit 268 Metern höchsten Wasserfälle Australiens, ein Stück näher kommen. Der Weg dorthin war weniger entspannend, mussten wir uns durch Serpentinen hindurchschlängeln in luftige Höhen. Ein bisschen unheimlich war die Strecke dann doch, weil es bald dunkel werden sollte und wir nicht wirklich Ahnung hatten, was uns am Gipfel des Girringun Nationalpark erwarten würde. Wir wussten nur: Zurück können wir keinesfalls mehr, zu enge und gefährliche Straßen. Das merkten wir vor allem, als uns ein anders Fahrzeug entgegen kam, das einzige in 40 Kilometern und man mag es kaum glauben: Es war ein anderer Wicked Camper. Der obligatorische Gruß musste diesmal ausfallen, da beide Fahrer damit beschäftigt waren, sich aneinander vorbei zu schleichen, ohne in die Tiefe zu stürzen. Oben angekommen staunten Henning und ich dann nicht schlecht, als wir feststellen mussten, dass wir wohl für die diese Nacht die einzigen Schlafgäste auf dem spartanisch eingerichteten Campground sein sollen. Wir werden das Beste daraus machen, obwohl ich wohl kaum ein Auge zu machen werde in dieser Einsamkeit. Schon jetzt hört man unheimliche Tiergeräusche und wenn Henning schon sagt, dass ihm der Platz nicht ganz Geheuer ist, dann will das schon was heißen!

Karina

Samstag, 15.12.: Airlie Beach - Townsville

151207 - Airlie Beach bis Townsville


Der heutige Tag wurde mal wieder hauptsächlich zum Fahren genutzt. Unser Ziel: Townsville - das Tor zu Magnetic Island. Doch vorher machten wir Zwischenstopp in Bowen, einem kleinen verschlafenen Städtchen direkt am Bruce Highway. Dennoch hatte es einige "Attraktionen" zu bieten. So gilt es als die Mango- und Palmenstadt Australiens. Von den Mangos haben wir weniger mitbekommen, die Palmen allerdings zierten das gesamte Gebiet um Bowen, eigentlich wie überall in den Tropen hier. Also nicht wirklich was Besonderes mehr. Uns zog es an die Horseshoe Bay, die ihrem Namen mehr als gerecht wurde. Wie ein Hufeisen gestaltete sich die Küstenlinie und bot von einem Ausblick in einigen Metern Höhe eine beeindruckende Szenerie. Am liebsten wären wir hier länger geblieben, doch unser straffer Zeitplan ließ es nicht zu und so mussten wir schleunigst weiter nach Townsville.Jetzt musste ich auch wieder ran ans Steuer, unerlaubterweise, denn der Versicherungsschutz gilt nur, wenn Henning allein fährt! Das hielt mich trotzdem nicht davon ab, meine ersten Hundert Kilometer auf dem Highway zu düsen. Eigentlich gar nicht so schwer. Hatte ich mir vorher schlimmer vorgestellt mit der "falschen" Straßenseite und dem großen Schlitten. Das geringe Verkehrsaufkommen hier macht es einem aber auch leicht. Obwohl die Straße nur einspurig ist, gibt es nirgends Stau. Zu wenige Autos sind unterwegs. Da scheint es einem fast unwirklich, wenn man die vielen toten Känguruhs (die armen Dinger!) und kaputten Autoreifen sieht. Demnach müssten die hier rasen wie die Irren. Tat aber bislang keiner und so konnten wir ganz relaxt nebenbei die herrliche Landschaft genießen. Berge, die sich in das Flachland einfügen. Jetzt wurde die Tour wieder grüner und die Tropen machten sich von Kilometer zu Kilometer mehr bemerkbar. Der eigentliche Klimawechsel soll uns allerdings erst 50 Kilometer nach Townsville erwarten.Und uns ist jetzt schon so verdammt heiß! Wie soll das nur noch weiter nördlich werden?Gegen späten Nachmittag trafen wir dann in Townsville ein - keine besonders schöne Stadt, eher von Industrie gekennzeichnet. Für uns aber weniger tragisch, sind wir schließlich nicht zum Städtebummeln unterwegs. Uns interessierten viel mehr die Fährpreise nach Magnetic Island, wo wir morgen hin wollen. Nachdem das erledigt war, suchten wir unser Schlafgemach für die Nacht. Mal wieder gesittet auf einem Campingplatz!

Karina

Samstag, 15. Dezember 2007

Freitag, 14.12.: Whitsunday Islands

141207 - Whitsunday Islands


Heute stand wieder ein fahrfreier Tag an und wir genossen ein großes Highlight unseres Urlaubs: Whitsunday Islands Rundfahrt. So wurden wir morgens um kurz vor acht von unserem Campingplatz zur Marina (von Airlie Beach) kutschiert, welche hier ausgesprochen schön ist und eine Parade von nobelsten Yachten darstellt. Dort angekommen, lotste man uns auf ein so genanntes "Powerboat", was an ein relativ großes Sportboot mit einer Menge PS im Rumpf erinnert. Ungefähr 40 Leute, viele davon aus Deutschland verteilten sich rasch auf dem gesamten Boot, so dass kein Gedränge (auch den ganzen Tag über) herrschte. Nach der obligatorischen Sicherheitsbelehrung und ersten Eindrücken der Reisegeschwindigkeit dieses Schiffes (mehr als 25 Knoten) steuerten wir unseren ersten Stop an: Schnorchelzeit! Dies war inklusive der Tour und so bekamen wir Maske, Schnorchel und Flossen gestellt, auch lustige Schaum-Röhren, die uns das Aufschwimmen an der Wasseroberfläche erleichtern sollten. Hit des Tages waren aber die sexy Schwimmanzüge, die während der Stinger-Saison (gefährliche Quallen) wohl angebracht waren. So ging es dann raus ins lauwarme Nass und wir bekamen reichlich Zeit uns die nahegelegenen kleinen Korallenbänke mit einem bunten Mix der Fische anzusehen. Mit dabei war auch ein kleiner Hai, ein dicker fleischiger Friedfisch und eine fette rötliche Qualle, was die Schnorchelei doch recht abwechslungsreich gestaltete! Nach kurzem Überlegen haben wir uns noch eine Unterwasserkamera geben lassen und einige kleine Eindrücke festgehalten. Im Anschluss an diese erlebnisreiche Stunde gab es Kuchen an Bord als Energiebetankung und wir legten zu unserem nächsten Ziel ab: Ein kleiner Spaziergang zu einem Aussichtspunkt über einen Teil der Inselwelt der Whitsundays. So wurde die Truppe, welche im übrigen sehr angenehm war und auch von der Crew gut versorgt wurde, im Schlauchboot an Land gebracht, von wo es dann auf die herrliche Aussicht losging. Hier konnte man schlecht genug bekommen von dem karibik-ähnlichen Anblick. Postkarten können solche Momente auch nicht festhalten, einfach toll. Hier wurden, nebenbei gesagt, auch diverse Werbespots (Bounty, Mars) und Filmszenen gedreht, was uns nicht wirklich überraschte... Auch sah man sich schon in einiger Entfernung den Whitehaven Beach erstrecken, welcher zu den Top Ten der schönsten Strände der Welt gezählt wird. Dies sollte dann auch unser nächster Haltepunkt sein und so fuhren wir nach einem Lunch-Buffet auf dem Bootsdeck dorthin weiter. Ein überaus feiner und sehr heller Sand erwartete uns vor einem türkisblauen Meer - gigantisch. Hier wurde uns wieder reichlich Zeit eingeräumt, um zu relaxen, zu Baden (blöderweise wieder nur mit "Stinger-Suit") und zum Sonnenbrand-Holen. Fast wäre ich noch auf einen Rochen getreten, der regungslos und nur schwer sichtbar in Strandnähe auf dem Grund lag. Schwein gehabt, man weiß nicht, was die alles so für Abwehrmechanismen haben... Der Strand war auch der letzte Halt für diesen Ausflug und so machte sich das Schnellboot auf zurück nach Airlie Beach und durchfuhr dabei eine herrliche Insellandschaft, welche wir an der Spitze des Schiffes auf dem Oberdeck genießen konnten. Sichtlich geschafft aber hochzufrieden kehrten wir zurück zu Hafen und Campingplatz. Freilich gesellte sich der Hunger wieder zu uns und wir genehmigten uns ein feines Fischessen in einem renommierten Fischrestaurant in Strandnähe - ein allerfeinstes Mahl beschloss heute unseren Tag.

Donnerstag, 13.12.: Mackay - Eungella Nationalpark - Airlie Beach

131207 - ueber Eungella NP nach Airlie Beach


Der heutige Tag stand ganz im Sinne der Natur. Aufbruch war von Carmila Beach am Pazifik Richtung Mackay, wobei wir die Stadt an sich völlig "rechts" liegen ließen. Uns zog es mehr in den 80km westlich gelegenen Eungella Nationalpark. Die landschaftlich sehr ansprechende Tour führte uns zum Startpunkt in den Nationalpark: Finch Hatton Gorge. Von Tropenwäldern bewucherte Hügel säumten unsere Wege, welche wir genauer betrachten wollten. So verschlug es uns zu Fuß auf einen kleinen Bergpfad durch das satte Grün bis zu einem herrlich erfrischenden Quellbach. Hier verweilten wir einige Zeit und lauschten dem lauten Platschen des nahen Wasserfalls. Dieser Park soll eigentlich bekannt sein für seine größere Population der heimischen Schnabeltiere (Platypusse), doch das Glück war uns in diesem Falle nicht hold und wir konnten nur wieder viele Echsen wie Geckos und Eidechsen erblicken. Auf der anderen Seite waren wir froh, nicht in einen der tropischen Regenschauer geraten zu sein, da es schon bedrohlich dunkel am Himmel aussah. Nach diesem "natürlichen" Erlebnis hieß es weiterkommen und Kilometer schaffen. So tingelten wir (Highway fahren ist laaaangweilig!!!) bis zum Urlaubsort Airlie Beach vor den Whitsunday Islands und buchten unterwegs (wieder am Highway-Infozentrum) eine eintägige Inselrundreise mit Schnorcheln an den Korallen und sonstigen Annehmlichkeiten. Auch wurde uns ein "Campingplatz" empfohlen, der mitten in dem Ort gelegen war. Diese Tatsache war aber auch das einzig Gute an dieser Einrichtung. Direkt in dem Kneipenviertel gelegen und als große Backpacker-Herberge bekannt, taumelten schon angetrunkene Gestalten über das winzige Rasenstück, auf dem auch wir unser Gefährt neben anderen kleinen Zelten stellen sollten. Diese Empfehlung des Infozentrums muss wohl an unserem Wicked-Camper gelegen haben, da das Teil wohl einigermaßen auf "Party-People" vermuten lässt. Also suchten wir uns eine neue Bleibe weiter außerhalb der Stadt und ließen uns dort erschöpft nieder. Freilich nicht, ohne uns wieder ins recht beschauliche Kneipenviertel begeben zu haben um Pizzen zu Bier und Live-Musik einzunehmen :-)

Mittwoch, 12.12.: Rund um Rockhampton


Am nächsten Morgen dann erschraken wir fast, da wir feststellten, dass wir in einem Vorgarten genächtigt hatten. Das Haus war durch Bäume verdeckt und so nahmen wir das am Abend zuvor nicht mehr wahr. Gepennt haben wir jedenfalls gut und so starteten wir in unseren vierten Urlaubstag. Rockhampton hieß das nächste Ziel und damit das Überschreiten des südlichen Wendekreises. Rockhampton ist aber auch vor allem bekannt als "Capital of Beef" in Australien. Auch wenn wir selbst kein Rind probieren konnten, sahen wir an jeder Ecke Plaste-Kühe als Symbol. In Rockhampton wurde es, den Tropen gemäß, nicht nur heißer, auch die Landschaft sollte sich verändern. Das recht satte grün der Bäume und Sträucher wich einer trockeneren baumarmen Vegetation. Genießen konnten wir das vor allem bei unserem Abstecher von Highway ins Landesinnere bei Marlborough. Hier wurde Karina auch in die "Künste des Camper-Fahrens" eingeweiht. Es ging über asphaltierte und unbefestigte Wege durch Kuhherden auf unsere ursprüngliche Strecke. So waren wir wenigstens nicht ganz alleine da draußen :-)Unser Nachtquartier schlugen wir in Carmila auf. Ein kleiner Campingplatz wie jeder andere hier auch.

Dienstag, 11.12.: Rund um Bundaberg



111207 - Rund um Bundaberg


Der erste Teil des Tages stand ganz im Sinne des Alkohols. Wir fuhren nach Bundaberg, wo der berühmtberüchtigte Bundaberg-Rum hergestellt wird. Man sagt, dass die Hälfte des in Australien getrunkenen Rums hier destilliert wird. Nach einer Stunde Führung durch die Fabrikhallen und reichlich Rum- und Melassegeruch hatten wir eine ungefähre Idee, wie die Produktion funktioniert. Das müsste sich doch zu Hause auch machen lassen, so einfach scheint die Rezeptur! :-) Mit diesem Massenfabrikat könnten wir dann doch nicht mithalten, schließlich stehen hier viele Kubikmeter des leckeren Gesöffs in großen Eichen-Holzfässern herum und warten auf ihre Abfüllung in Flaschen. Alles in allem ein Prozess von mindestens 3 Jahren, was uns viel zu lange dauerte und deshalb stürzten wir uns gleich auf den schon fertigen Rum mit unseren Frei-Getränk-Karten. Verschiedene Sorten standen zur Auswahl und ich hatte das Glück, gleich 2 zu probieren, da Henning uns ja zu unserem nächsten Ziel fahren musste - Agnes Water/Town of 1770. Captain Cook landete hier im besagten Jahr an und wie wir feststellen konnten, hat er sich dafür ein besonders ansehnliches Plätzchen ausgesucht, um Australien "zu entdecken". Am liebsten wären wir gleich hier geblieben, doch leider war Camping verboten und so blieb uns nur der Weg weiter gen Norden auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Unsere Ansprüche waren für diese Nacht nicht so hoch und so wurden wir in einem kleinen verschlafenen Ort abseits des Highways fündig. Da es bereits dunkel war, hatten wir keine Ahnung, wo wir gelandet sind. Wir sahen nur ein ausreichend großes Stück Rasen und waren zufrieden.

Karina

Montag, 10.12.: Fraser Island


101207 - Fraser Island


Dieses jene Frühstück war auch ganz okay. Typisches Backpackermahl halt. Auffallend viele deutsche Jugendliche waren hier anzutreffen und so fühlten wir uns wie daheim - ungewollt! Kurz vor acht sollte dann die Reise mit einem Bus Richtung Fähre beginnen. Diese legte von River Heads ab und brauchte über eine halbe Stunde für die Überfahrt auf die größte Sandinsel der Welt. Hier noch zu Fuß übergesetzt, bestiegen wir den nächsten Bus, diesmal einen recht robusten 50-Sitzer der uns den heutigen Tag über die Insel schaukeln sollte. Die Kiste wurde auch bis auf den letzten Platz besetzt und so waren wir inmitten einer relativ großen Reisegruppe unterwegs zu den Touristen-Attraktionen. Der Reiseführer, "Captain Kangaroo", machte es aber zu einem unterhaltsamen Aufenthalt.Zunächst zu der zentralen Station der Insel und von dort aus ein kleiner Fußmarsch durch den subtropischen Regenwald brachten uns die Insel schon etwas näher. Als es dann weiter auf dem 75-Meilen-Strand entlang nach Norden ging, wussten wir, dass hier eigene Sitten gepflegt werden. Dieser Strandabschnitt stellt offiziell einen Highway dar, doch Fußgänger haben trotzdem immer Vorrang und Flugzeuge landen auch alle Nas' lang auf dem festen Sand. Wir gelangten zu einem verrosteten Schiffswrack und einem Frischwasserbach in das Meer (zum Belaufen: Zu tief für Karina -> Hose nass); auch schöne Farben der verschiedenen Sande konnten bestaunt werden. Danach wurde uns ein reichliches Buffet präsentiert, bei dem freilich kräftig zugeschlagen wurde... :-) Die Weiterfahrt gestaltete sich als sehr holprig über die sandigen Waldwege und stießen sich nicht wenige die Köpfe an der Busdecke - trotz Sicherheitsgurt! Nächster Halt war eine der Hauptattraktionen der Insel: Lake McKenzie. Ein Frischwassersee der ersten Klasse an dem wir nun reichlich Zeit hatten uns zu entspannen, zu verdauen, zu baden und zu sonnen. Das weiche Wasser des Sees soll gut für Haut und Haar sein - können wir bestätigen! Hier war auch der letzte planmäßige Halt unserer Touri-Tour. Auf dem Rückweg zur Fähre wurden noch ein paar Leute am Flugplatz für einen kleinen Rundflug rausgeworfen. Für uns sollte es heute reichen und mit überaus positiven Eindrücken kehrten wir zurück in unsere neue Heimat: Der Camper. Einen kurzen Absacker am Strand von Hervey Bay ließen wir uns nach einem deftigen Essen (Spiegeleier mit Schinken auf Toast) nicht nehmen und so beschlossen wir den Abend vergnügt am Pazifik...

Sonntag, 09.12.: Brisbane - Hervey Bay

091207 - Noosa und Hervey Bay



Unser erster richtiger Reisetag stand vor der Tür. Um 5 Uhr morgens klingelte unliebsam der Wecker, denn die Nacht zuvor hatten wir erst gegen 1Uhr Schlaf gefunden. Grund: Hennings Tasche war natürlich noch nicht fertig gepackt! Abfahrt sollte dann 6 Uhr sein, natürlich schafften wir auch das nicht und so wurde halb sieben draus. Immer noch früh genug, um jede Menge Kilometer zu schrubben. Erster Anlaufpunkt unserer Reise sollte die Sunshine Coast etwa 80 Kilometer nördlich Brisbanes sein. Wie der Name bereits verrät, als schönster Strand der Ostküste Australiens deklariert. Dem können wir nur zustimmen. In Noosa Heads bogen wir Richtung Sunshine Beach ab und waren völlig baff, als sich das Meer vor uns auftat. Dieses Blau war einmalig schön und lud sofort zum Baden ein. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf den Pazifik fackelten wir nicht lang und zogen schnell unsere Badeklamotten an, um es den Surfern gleich zu tun und uns ins hier noch erfrischende Nass zu stürzen. Je weiter man nämlich gen Norden kommt, um so wärmer wird der Pazifik. Während es in Sydney noch 21 Grad sind, steigt das Thermometer in Cairns auf knapp 30. Hinzu kommen Hai- und Quallengefahr, soll heißen: Nichts mehr mit Baden!Kaum wieder in den Camper eingestiegen, machte sich ein unangenehmes Geräusch breit: Der Auspuff hing auf halb Acht. Gut, dass Henning handwerkeliches Geschick hat. Nachdem wir mehrere Geschäfte durchstöbert hatten, fanden wir, was wir brauchten - Draht und Zange. Das sollte vorerst reichen, um die Fahrt etwas geräuschärmer zu gestalten. Weiter ging es am frühen Vormittag Richtung Hervey Bay. Eigentlich hatten wir uns unterwegs bereits gegen einen Abstecher auf Fraser Island entschieden (per Klick-Klack-Kluck) und diesen Trip auf ein späteres Wochenende verschoben. Doch kaum in der kleinen Hafenstadt angekommen, entschieden wir schnell um und suchten im Infozentrum nach passenden Angeboten für ein 4WD-Gefährt. Nach langem Überlegen und gutem Zureden des Infomannes allerdings wurde es dann doch eine geführte Ein-Tagestour. Um uns mental auf eine Riesen-Reisegruppe mit Rentnern vorzubereiten, suchten wir schnell einen passenden Campingplatz für die ersten beiden Nächte. Im Colonial Village (YHA) sieht man zu aller Erstaunen Wicked-Camper offenbar sehr gern. Schnurstracks wurden wir an eine Wand mit Fotos andere dieser Art geführt, um zu gucken, ob genau unser Wagen drauf ist. Hieße für uns: zwei Nächte umsonst verweilen. Leider hatten wir kein Glück. Doch für 18 Dollar die Nacht konnte man nicht meckern, alles inklusive, sogar Frühstück.

Karina

Samstag, 08.12.: Gefährt abholen

Um den ganzen Urlaub erst zu beginnen, bedurfte es einer Menge Stress: Der Camper musste abgeholt werden. Wir wurden bereits vor dieser Variante Gefährt gewarnt, doch um 10.30Uhr stand der "Wicked"-Camper abfahrbereit auf einem kleinen Parkplatz in der City von Brisbane. Ein kleiner Nachteil: Da Karina nicht mit zum Abholen war, hieß es für mich, die erste Strecke von 1710 Kilometer nach Cairns allein fahren. Die erste Hürde lag sofort vor mir. Ohne jemals mit einem Fahrzeug mit Steuer auf der rechten Seite gefahren zu sein, musste ich mich sogleich in die Hauptverkehrsader von Brisbane einfügen. Einige Schweißperlen mehr und Nerven weniger fuhr ich dann auf dem Highway Richtung Süden mit dem Ziel Gold Coast um Karina abzuholen. Diese erwartete mich schon vor dem Haus mit der Video-Camera... Nach kurzem Zusammenpacken der restlichen Utensilien wurde die Karre erst mal unter die Lupe genommen. Mehr als der Begriff "Karre" wäre auch nicht angebracht: Reichlich große Beule auf der Fahrerseite, nicht schließende Fenster, abgerissene Antenne, verdreckte Sitze und ein Tachostand von 300000km. Doch es gibt nicht nur Böses zu sagen. Hier sind unter anderem die dekorativen Gardinen, die "Riesen-Abwäsche" und eine prima Heizung im Rücken (Motor). Auch die Klima-Regelung "4x4" ist keineswegs zu verachten... Soll meinen: Das Klima von draußen ist auch unser Klima (vier Fenster SIND eine Regelung!). Ein bisschen Fahrtwind hat schließlich noch keinem geschadet und bei 35°C kommt das sowieso besser :-) Bunt besprüht und allgemein recht abgewrackt hieß aber nicht unbedingt dreckig. Trotzdem sollte die Kiste erst mal eine kleine Grundreinigung sehen. Anschließend hieß es dann weg von der Goldküste und ab zurück nach Brisbane. Am Abend waren wir noch zu meinem Chef eingeladen für einen kleinen Umtrunk mit Dinner inklusive. Mit dem Franzosen wurden wir gegen sechse zu dieser Weihnachtsfeier gefahren - ein Kollege wohnt um die Ecke. Auf der Feier war dann durch die vielen verschiedenen Leute für reichlich Unterhaltung gesorgt und die Verköstigung war auch nicht zu verachten. Auch hier wurde eher skeptisch unseren Urlaubsplänen gelauscht und als das Wort "Wicked"-Camper fiel, erklärte man uns für mutig bis verrückt. Wir werden sehen... Ein paar Bierchen intus und gut gesättigt fuhr man uns glücklicherweise wieder zurück und wir genossen so einen guten "Vorerst"-Abschluss von der Arbeitszeit.

08.12.07 - Wicked-Camper holen

Freitag, 7. Dezember 2007

Gold Coast Health and Medical Research Conference

Bevor es durch lauter Urlaub in Vergessenheit geriet, hier noch ein paar Worte zu der letztens bereits angekündigten Konferenz, zu der ich die letzten beiden Tage eingeladen war...
Gleich vorweg: Es war toll und ich bekam einen leichten Vorgeschmack auf das, was einen erwarten könnte, wenn man in Richtung Forschung geht. Zwei Tage lang Vorträge über Vorträge, die einen spannend, die anderen weniger. Die Themen waren breit gefächert von Krebs über kardiovaskuläre Erkrankungen bis hin zu Psychologie. Am besten waren jedoch wie überall die vielen Pausen, in denen man Gelegenheit hatte, mit anderen ins Gespräch zu kommen.
Doch von Anfang an: Angekommen im Hyatt Regency, Sanctuary Cove, nur etwa 15 Autominuten von der Uni entfernt, schwebte uns wieder mal Luxus pur entgegen. So langsam bin ich gar nicht mehr beeindruckt, denn davon hatte ich die letzte Zeit wirklich genug z.B. in Dubai oder beim Christmas Lunch. Im Hotelzimmer allerdings freute ich mich dann doch beim Anblick des Riesenbettes – wow, hätte mich am liebsten gleich in die Federn geschmissen, doch dafür war keine Zeit, die Konferenzeröffnung wartete.
Bis zum Mittag lauschten wir dann den Vortragenden und welch Überraschung für mich: Der erste Sprecher, ein Ehrengast-Professor aus Hannover! Sein Englisch-Akzent war so herrlich deutsch – unverkennbar und so fühlte ich mich gleich ein bisschen heimisch. Das sollte am Nachmittag noch besser werden. Kaum zu glauben, aber wahr! Eine Studentin aus Sri Lanka war ganz aus dem Häuschen, als ich ihr erzählte, ich sei aus Deutschland. Sie müsse mich unbedingt ihrem Professor vorstellen, der käme auch aus meinem Land. Tja, warum nicht, ahnte ich da noch nicht, wer dieser gute Mann war. Kaum stand ich vor seinem Poster, las ich die Worte: SHIP-Study (Anm: Study of Health in Pomerania) und mir war klar: Der muss aus Greifswald kommen. Die Pharmazeuten unter uns werden sich sicher noch an das Seminar zur SHIP-Studie erinnern, das wir im letzten Semester hatten. Dort wurde uns auch berichtet, dass der gute Mann, der eben diese ins Leben gerufen hat, inzwischen ausgewandert sei. Ja und genau dieser stand nun vor mir, Prof. Florian Mack, ehemaliger Zahnmedizin-Professor aus Greifswald, der die neue Zahnklinik der Griffith University leiten wird. Und damit hatten wir dann genügend Gesprächsstoff.
Doch auch andere nette Leute tummelten sich auf der Konferenz herum. Vor allem am Abend beim Dinner hatte man Zeit zu plaudern und das, Gott sei Dank, nicht nur über wissenschaftliche Themen. Für mich war die Konferenz eine nette Abwechslung und eine gute Erfahrung zugleich. Nun bin ich genau wie Henning urlaubsreif. Klingt komisch nach anderthalb Monaten Australien. Doch das ist es ja nicht allein. Seit dem Staatsexamen im Sommer blieb bisher keine Zeit, um abzuschalten und zu entspannen. Sicher sollten wir dafür eine andere Reise planen als die jetzige, denn Erholung wird das bestimmt nicht. Aber wir freuen uns riesig darauf, endlich den 5. Kontinenten zu erkunden! Übermorgen geht es los…

Dienstag, 4. Dezember 2007

Urlaubsvorbereitungen

Nachdem wir uns hier beide schon einige Wochen "abrackern", wird es doch nun endlich mal Zeit, mal raus aus den Städten und rein in den UUULAUB zu fahren. So soll es dann auch nächsten Sonntag so weit sein: 4 (in Worten: V I E R) Wochen Rundreise in Australien! Und selbst das scheint noch zu wenig, wenn man an die Weiten des 5. Kontinents denkt. Wir hoffen jedoch, einen gehörigen Teil davon sehen zu können, so dass wir uns wohl hinterher vom Urlaub erholen müssen...
Freilich haben wir uns viel zu spät mit der Planung desselben befasst, was auch viel früher nicht so richtig möglich erschien. Zum Ersten waren wir nicht sicher, wie viel arbeitsfreie Zeit man uns tatsächlich zugestehen wollte seitens der Uni. Zum Zweiten haben wir uns ewig nicht entscheiden können, wie viel wir uns in diesem Monat zumuten wollen. Zum Dritten spielt der Geldbeutel bei der Prä-Planungsphase auch eine gewichtige Rolle. Und zu guter letzt hatten wir schließlich auch viele andere Dinge zu tun bisher hier. So ist dann aber doch noch ein recht akzeptabler Ablauf bei rausgekommen.
Für die ersten 10 Tage geht es von Brisbane aus Richtung Norden an der Ostküste entlang, dem Great Barrier Reef und den Tropen entgegen. Was wir da im Einzelnen so bestaunen werden, bleibt wohl bis zuletzt unklar ;-). Sicher ist jedoch, dass wir am 20. Dezember in Cairns, einer der letzten größeren Städte im Nordosten des Landes, ankommen sollten, um unseren Flieger zu bekommen. Hoffentlich werden wir es bis dahin geschafft haben, eine Tauch-Aktion mitzumachen, da man ja nicht jeden Tag an das gepriesene Große Barriereriff kommt.
Fliegend fortbewegend begeben wir uns nach Alice Springs, sozusagen DER zentralen Stadt mitten im Outback. Von dort aus gehts schnurstracks Richtung Ayers Rock/Uluru und Olgas, wo ich dann wohl dieses Jahr meinen Geburtstag "feiern" werde. Anschließend fahren wir mit unserem Campervan (gemietet ab Alice Springs; hoffentlich komfortabler als der der ersten Etappe) durch die Steppe Richtung Adelaide und weiter nach Melbourne an der Südküste entlang. Irgendwann wird dann auch Weihnachten sein und vielleicht schauen wir in Melbourne bei entfernten Verwandten von mir vorbei. Spätestens zu Silvester werden wir uns dann in Sydney einfinden, um als einer der Ersten auf dem Globus das neue Jahr zu begrüßen - noch dazu mit einem recht spektakulären Feuerwerk. Nach kurzer Erholungsphase von ein bis zwei Tagen heißt es wieder in bekannte Gefilde düsen und am 5. Januar die Kiste, die uns bis dahin hoffentlich die 5000km+ gebracht hat, abgeben.
Wenn wir nicht zwischendurch verschollen sind (vertrocknet, vom reissenden Fluss erfasst, vom Emu oder Känguruh getreten, vom Road-Train gestreift usw.), melden wir uns irgendwann danach wieder hier...

Urlaubsvorbereitung

Sonntag, 2. Dezember 2007

Jetzt wird es kulinarisch

Die letzten zwei Wochen standen für uns ganz unter dem Stern des „kulinarischen“ Essens in Australien. Angefangen bei dem Abendessen, zu dem wir vorletzten Samstag an Hennings Fakultät geladen waren, ein Graduation Dinner vom Feinsten. Empfangen mit kühlen alkoholischen Getränken wie Sekt, Wein, Cocktails oder Bier und einigen Canapés begann der Abend sehr gemütlich als Stehbankett. So kam man mit dem einen oder anderen ins Gespräch und ich konnte auch endlich mal Hennings „Crew“ kennenlernen. Vor allem der Head of School, David Thiel, erwies sich als äußerst locker und lustig. Völlig krampfloses Verhältnis zwischen Prof und Student ohne Hierarchiegehabe, in Deutschland nahezu unvorstellbar – na gut, Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.
Nach dem netten Einstieg ging es an die festlich geschmückten Tafeln. Hier mischten sich alle bunt durcheinander und so versprach der Abend sehr interessant zu werden. An unserem Tisch saßen unter anderem June, die Sekretärin von David Thiel, Morgan, Hennings Mitbewohner, und dann noch Leute, die niemand so recht kannte. Waren zum Teil schon sehr außergewöhnlich, um es vorsichtig auszudrücken, aber wie gesagt irgendwie auch interessant. Mir gegenüber platzierte sich ein Pärchen, vom dem die Frau eher zum Fürchten war. Gut beleibt mit hochgeschnallter Brust und einem Gesicht, bei dem man nicht recht wusste, wo der Mund anfängt und die Augen aufhören. Nicht etwa, weil die Natur es so eingerichtet hätte, nein, die Dame verstand es einfach nicht, sich angemessen zu schminken. Kaum saßen alle, holte sie Schminktäschchen und Spiegelchen hervor, um noch mal die eh schon verhunzten Lippen nachzuziehen. Völlig unnötig, wie Henning feststellte, an der sei eh nichts zu schönen. Hinzu kam ihre penetrante Lache, noch dazu über Dinge, die nicht lachenswert waren. Aber war ja schön, wenn sich wenigstens einer permanent amüsierte J! So hatten wir auch unseren Spaß. Und beim Spiel, dass David nach dem vorzüglichen Essen mit verschiedenen Salaten, Fleischsorten und Aufläufen ins Leben rufte, erwiesen sich die Utensilien aus der Handtasche der „Dame“ dann doch zumindest für unser Tischteam als sehr nützlich, auch wenn wir nicht gewinnen konnten. Es galt 25 Gegenstände, die mit dem Fachbereich Engeneering zu tun hatten, innerhalb von zehn Minuten zu besorgen. Sieger waren natürlich die frisch graduierten Studenten, die zugegebenermaßen den größten Einfallsreichtum und gute Beziehung zum Bedienerpersonal hatten. Nach weiteren zwei Bierchen für Henning und einem Glas Wein für mich neigte sich der Abend so langsam dem Ende entgegen.
Weiter ging es dann am darauf folgenden Wochenende bei mir an der Gold Coast. Henning und ich entschieden uns spontan für ein Barbecue. Schließlich habe ich auf der Terrasse einen monströsen Grill stehen, der dringend mal wieder benutzt werden sollte, da Todd ja kaum noch zu Hause ist. Na ja und irgendwann müssen wir ja auch mal das „Nationalessen“ schlechthin testen. Die Australier lieben Barbecues. Überall in Parks findet man Plätze mit Grills, die man ohne vorherige Anmeldung benutzen kann. Einzige Bedingung: Hinterher sauber machen und Platz schaffen für eine zweite Grillgesellschaft.
Nach langem Hin und Her an der Fleisch- und Fischtheke hatten wir unser Menü zusammengestellt: Kebab-Spieße, Hänchenfilet, Flügelchen und Prawns (Garnelen), auf die ich mich besonders freute (das Seafood-Angebot ist so klasse hier, wenn es nur nicht so teuer wäre!). Dazu gab es Knoblauchbrot, einen frischen Salat und gefüllte Champignons. Natürlich von allem nur ein bisschen, um die Vielfalt zu wahren, und trotzdem ein „bisschen“ viel. Ist halt schwierig, für zwei Personen angemessen zu kalkulieren. Gut, dass Henning so ein ausgezeichneter Esser ist! Der verwertet immer die Reste, so dass nix übrig bleiben muss.
Noch satt vom Wochenende folgte ich am Montagabend der Dinner-Einladung von Evelin, meinem Supervisor. Ihr Mann Joe und sie haben für Razina, Shaik und mich einen tollen italienischen Abend bei sich zu Hause veranstaltet. Extra vegetarisch, da Razina und Shaik aufgrund ihrer Religion nur bestimmte Fleischsorten essen dürfen und dann auch nur von ausgewählten Fleischern. Es war so lecker und dazu noch super gemütlich auf der Riesenterrasse. Das ist wirklich toll hier in Australien: Selbst wenn es regnet, kann man draußen sitzen, weil es so warm ist. So hielt uns der zwischenzeitliche Schauer keineswegs davon ab, bei Kerzenschein und einem guten Glas Rotwein außerhalb des Hauses zu verweilen. Höhepunkt war Evelins Nachtisch: Eine Maltesertorte. Allerdings nicht aus dem bekannten Alkohol entstanden, da Razina und Shaik absolutes Alkoholverbot haben, sondern aus der australischen Süßigkeitenspezialität. Glaube fast, dass ich die kleinen Schokokugeln schon mal irgendwo in Deutschland gesehen habe. Jedenfalls schmeckte der Kuchen fantastisch, so dass wir am nächsten Tag in der Uni noch die Reste verzerren durften. Als Joe Razina und Shaik nach Hause brachte, gönnten Evelin und ich uns noch ein weiteres Glas Wein und kamen so ins Plaudern. Endlich Zeit, auch mal mehr Privates zu erzählen und es war, als ob wir uns schon ewig kennen würden. Ein rundum toller Abend und das Beste: Ich wurde samt meinem Rad (die haben ein wirkliches Schiff als Auto) nach Hause gebracht, so dass ich Schisser nicht durch die Dunkelheit radeln musste.
Unschlagbar war allerdings der Christmas-Lunch am Freitag. Geladen hatte unsere Head of School, Nerida Smith, in ein Nobelrestaurant im 21. Stock eines riesigen Hotelkomplexes im Nachbarstadtteil Ashmore. Schon beim Betreten des Gebäudes wurden wir von Luxus überwältigt und bekamen eine Vorahnung auf das bevorstehende Essen, bei dem der Begriff Lunch mehr als unangebracht war. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so nobel gegessen, aber es war fantastisch und dazu noch umsonst, na ja zumindest für mich, denn die School of Pharmacy blätterte mal eben 50 Dollar pro Person auf den Tisch, was in etwa 32 Euro sind – nicht schlecht. Zur Auswahl standen zwei Gänge, entweder Vor- und Hauptspeise, Hauptspeise und Nachtisch oder Vorspeise und Nachtisch. Zwar waren von jedem Gang „nur“ jeweils vier verschiedene Variationen aufgelistet, aber angesichts dessen, was es da Leckeres gab, keine leichte Entscheidung. Ich brauchte bestimmt 20 Minuten, bis ich mich endlich für Vorspeise und Hauptgang entschieden habe: Zunächst eine Seafood-Platte mit Prawns, eingelegt in Knoblauchsauce, Sushi und irgendeinem weißen Fisch, den ich nicht kannte, der aber sehr mundete und an nicht definierbarem Salat angemacht war. Als „main course“ entschied ich mich für Pasta mit einer so fantastischen Sauce garniert mit grünem Spargel und Sherry-Tomaten. Hört sich zugegebenermaßen gar nicht so spektakulär an, aber das muss man gegessen haben, um zu sagen, dass es doch außergewöhnlich im Geschmack war. Die meisten von uns waren nach zwei Gängen noch nicht satt, was ich gar nicht verstehen konnte, und so bestellten sie noch zusätzlich einen der leckeren Desserts. Ich begreife das eh nicht: Die Australier essen wie verrückt, sind faul (immer nur Fahrstuhl und Auto!) und sind trotzdem in den meisten Fällen schlank! Wie machen die das nur? Meinereins ist nach zwei Gängen mehr als satt, fährt Rad und nimmt immer nur die Treppen und hat schon wieder gefühlte 2 Kilo mehr auf den Rippen als noch zur Ankunft vor 5 Wochen! Mmmh, die müssen doch ein ganz spezielles Geheimnis haben! Na ja, egal, jedenfalls war es ein toller Nachmittag und wir hatten einen traumhaften Blick über Gold Coast, einfach einmalig!!! Völlig überwältigend.
Mit diesem Tag ist die kulinarische Serie aber noch längst nicht abgeschlossen: Nächste Woche bin ich für zwei Tage auf einen Kongress hier in Gold Coast eingeladen – zwei Tage lang wissenschaftliche Vorträge von wichtigen Personen, die von weltweit anreisen. Auch hier soll es am Donnerstag mal wieder ein nobles Dinner geben, jedenfalls wurde uns empfohlen, uns rauszuputzen. Nun ja, wird schon wieder ein gediegener Abend werden, wenn man bedenkt, dass wir Studenten ein Hotelzimmer im Hyatt (gibt es auch in Deutschland) spendiert bekommen, obwohl wir uns im gleichen Ort befinden. Schließlich wolle man uns abends nicht mehr zumuten, allein nach Haus zu fahren. Das nenn ich mal „Geld aus dem Fenster schleudern“! Aber warum soll man das nicht auch mal genießen, wie gesagt, mich kostet das ja keinen Cent und es kann auf keinen Fall schaden, wenn man neue Leute kennen lernt!

Kulinarisches