Freitag, 30. November 2007

Sonntags in Gold Coast

Sonntag gibt es hier nicht im wirklichen Sinne, wie wir ihn kennen. So haben alle Geschäfte geöffnet, was aufgrund der Öffnungszeiten in der Woche (zwischen 17 und 18Uhr ist Zapfenstreich) auch nötig ist, da der Normalarbeiter seine Besorgungen unmöglich vor diesen Zeiten machen kann. Todd hat mit erzählt, dass es im Prinzip nur zwei Tage im Jahr gibt, an dem die Läden alle zu haben: Erster Weihnachtsfeiertag und Ostersonntag. Schon Wahnsinn! So war es auch nicht verwunderlich, dass Todd und ich uns letzten Sonntag auf den Weg ins berühmtberüchtigte Warehouse machten, um mir einen Schreibtisch zu kaufen. An anderen Tagen fanden wir zwei nämlich nicht zusammen, um das zu erledigen. Kurz vor Ladenschluss steuerten wir zielstrebig auf die Möbelabteilung des Billigkaufhauses zu. Todd wollte mich unbedingt dabei haben, so dass ich mir auch ja den Tisch selbst aussuchen konnte. Nun ja, das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, da es nur einen einzigen zur Auswahl gab. Er bot mir an, noch woanders zu gucken, aber wozu, dachte ich. Passt rein ins Zimmer und gut ist. Muss ja nicht das beste Teil sein, Hauptsache praktisch und funktional. Schnell hatten wir den Selbstbausatz an die Kasse getragen und ich konnte Todd regelrecht ansehen, dass er froh war, dass wir das Ganze so schnell über die Bühne gebracht haben – er mag es unkompliziert.

Nach einer halben Stunde, von der 25 Minuten allein reine Fahrzeit waren, freute ich mich zu Haus auf den Aufbau des Tisches. Todd packte auch wagemutig den Karton aus, doch beim Anblick der vielen Einzelteile resignierte er schnell und meinte, dass er dafür jetzt gerade keine Zeit habe, da seine Familie rufe. Mmmh, konnte ich ja verstehen, war ja auch Sonntag, aber noch länger warten wollte ich auch nicht. Als er mich auf Dienstag vertrösten wollte, fragte ich selbstsicher nach Werkzeug, um das Teil allein aufzubauen. Kann ja nicht so schwer sein, dachte ich, obwohl ich Todd schon seinen Zweifel anmerkte. Ich glaube, so richtig zugetraut hätte er mir die Aktion nicht. Allein dadurch war ich angestachelt genug, um den Schreibtischaufbau im Alleingang durchzuziehen. Und siehe da, so handwerklich unbegabt bin ich dann doch nicht. Der Tisch steht fix und fertig in meinem Zimmer und ist seit nunmehr fast zwei Wochen in Gebrauch, ohne wieder in seine Einzelteile zu zerfallen. Ok, ich gebe zu, ganz ohne Unfall ging die Sache dann doch nicht ab. Ein Brett fiel etwas unglücklich auf meinen Zeh: Blut und eine kurzweilige Schwellung waren die Folgen. Nachdem ich mich bei Henning ausheulen wollte, der aber nur lachte, war ich noch mehr motiviert. Ich wollte es den Männern einfach zeigen! Nach einer Stunde war das Werk vollbracht - mit einer idiotensicheren Anleitung auch kein wirkliches Kunststück.

Das war eine Art, sich den Sonntag Nachmittag zu vertreiben: Eine andere und nicht gerade seltene Möglichkeit ist der Gang in die Uni. Ja, richtig gelesen, ich geh sonntags arbeiten, denn leider kennen meine Bakterien kein Wochenende – sind halt Workaholics. Wenn die fertig sind für den Test, muss es losgehen. Da gehen dann auch schon mal 3 Stunden ins Land. Im Gegensatz zu meinem Wochenarbeitsstunden von 11h am Tag sicher ein Klacks. Aber wenn man diese Zeit dann ganz allein in dem riesigen Gebäude ist, ist es einerseits langweilig und auch ganz schön unheimlich. Da macht dich jedes Geräusch kribbelig. Aber nach drei Sonntagen habe ich mich schon ein bisschen dran gewöhnt :-)


Sonntage


Mittwoch, 21. November 2007

Die lieben Eltern

Letzte Woche Montag hieß es die zweite "Angriffswelle" vom Flughafen "abzufangen": Meine Eltern kamen um 7 Uhr morgens überpünktlich auf dem Brisbaner Flughafen an um ihren 5 Wochen dauernden Urlaub zu starten. Eigentlich fing der schon einen Tag früher an, da sie zwei Übernachtungen in Dubai hatten und somit einen vollen Tag in der Stadt in der Wüste verbringen konnten. War wohl sehr eindrucksvoll, aber für nen längeren Aufenthalt eher Geschmackssache. Hier angekommen, lotste ich beide erst mal in mein beschauliches Heim und ließ sie sich für einige Zeit sammeln. Nach einem kurzen Einkauf und anschließendem Grillhähnchenessen schlug bei beiden die Müdigkeit unerbittlich zu. Auch ich war etwas träge, denn ca. 4:30Uhr aufstehen ist auch nicht mein regulärer Zeitplan. Ein kurzes Nickerchen und starker (leider nur löslicher) Kaffee schufen Abhilfe und wir starteten gegen frühen Nachmittag in die Innenstadt Brisbanes. Da diese nicht allzuviel unbedingt Sehenswertes zu bieten hat, wandelten wir durch den Botanischen Garten und guckten mal hier, mal da um die Häuserecken. Der Hunger und wieder allgemeine Trägheit ließ uns nach einer Ess- und Sitzgelegenheit trachten und so wurden wir in einer recht angenehmen Kneipe in einer Seitenstraße zwischen all den Hochhäusern fündig. Natürlich stark übertrieben klimatisiert und das Bier hatte auch eher arktische Temperaturen, aber wir waren nicht wählerisch und eher froh, etwas anderes als Fast-Food gefunden zu haben. Aber was so ein Essen nun mal nach sich zieht, ist wiederum Trägheit. Zu dem langen Flug samt Jetlag gesellte sich diese angenehme Bettschwere. Da hieß es keine Zeit zu verlieren und ab in Richtung Mt Gravatt East. Dort angekommen, nahmen wir noch ein Feierabendbier bzw. -wein auf der Terrasse ein und legten uns friedlich und zufrieden nieder...
Den nächsten Tag fuhr ich wie gewohnt zur Arbeit und meine Eltern sollten sich ihren Camper-Van ausleihen. Als ich dann wieder nach Hause kam, stand da ein nagelneues Gefährt auf der Auffahrt. Nicht übel. Da noch reichlich Zeit vom Tag übrig war, besuchten wir noch Karina an der Gold Coast und ließen es uns dort bei einem "etwas" überteuerten Griechen gut gehen. Nach der Heimfahrt am Abend und gemeinsamem Frühstück am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen von meinen lieben "Alten". Sie brausten in Richtung Frazer Island und ich Richtung Uni - grandiose Aussichten... ;-)
Inzwischen sind die Urlauber schon einige Kilometer Richtung Norden gefahren und was ich bisher mitbekommen hab, scheints denen nicht schlecht zu gehen.

Ankunft/Abfahrt Eltern

Donnerstag, 15. November 2007

Koala Park

Am darauf folgenden (und somit, von jetzt gesehen, letzten) Wochenende waren wir nicht mehr zu halten und wollten hauptsächlich nicht mehr die ganzen Menschen und ihre Bauwerke sehen, sondern die heimische Tierwelt erleben. Ein Tierpark bietet da auf die Schnelle eine wunderbare Gelegenheit und wir sollten es auch nicht bereuen, am Samstag zum "Lone Pine Koala Sanctuary" aufgebrochen zu sein. Da dieser im Norden der City liegt, bot es sich an, dass Karina dieses Wochenende wieder zu mir kam (nachdem ich eine Woche zuvor nach Süden gegondelt bin) und wir gemeinsam im Laufe des Vormittags Richtung Norden aufbrachen. Leider war unsere Vorbereitung wohl nicht allzu sorgfältig gewesen und so suchten wir etwas ratlos nach dem richtigen Transportmittel in der Innenstadt von Brisbane herum. Am Ende wurde es mir doch zu viel und ich rief die Auskunft des Transportunternehmens an. Die helfen im Allgemeinen gleich unkompliziert weiter und so wurden wir also zur richtigen Haltestelle des Busses geschickt und verweilten die verbleibenden 50 min in der näheren Umgebung. Inzwischen gut Mittagszeit bestiegen wir nach kleinem Snack bei KFC (Kentucky Fried Chicken) unser Reisegefährt. Angekommen am Park waren wir über Zweierlei angenehm überrascht. Zum einen hatte sich das Wetter von tiefblauen, Schauer bringenden Wolken zu einer heiteren Aussicht gewendet und zum anderen waren deutlich weniger Leute zu sehen als erwartet. Beides sollte mehr oder weniger den Tag anhalten. Gleich mitten in das Gelände wandelnd, erblickten wir erste Exemplare der für Australien typischen Fauna: Känguruh, Krokodile, Emus und natürlich Koalas! Letztere hatten viele kleinere Behausungen verteilt über den ganzen Park und saßen generell dort nur rum zum Schlafen, Fressen und niedlich Gucken. Kleine, Große, Helle, Dunkle, Faule und "Aktivere" waren da zu unterscheiden. Aber eigentlich sind die einfach nur niedlich für den gemeinen Touristen, wie wir welche sind. Doch nicht nur wir sollten die einzigen deutsch sprechenden Gestalten dort sein, immer wieder hörten wir Brocken von deutschen Worten während wir weiter das Areal erkundeten. Die Gehege von Emus und Känguruhs waren frei begehbar und so machten wir uns sogleich daran, die kleine Tüte gekauften Futters an die schon übersättigten Tiere zu verteilen. Da diese sehr zahm waren und keinerlei Scheu zeigten, konnte man beliebig nahe heran und sich der Sache erfreuen :-) Die größeren Beutelträger, namentlich die Roten Riesenkänguruhs, hatten ein kleines eigenes Gehege und der Stammvater des Harems nutzte just die Gunst der Stunde und beglückte, oder bedrängte, eher brutal eines seiner kleineren weiblichen Artgenossen. Nach dieser für die Allgemeinheit sehr erheiternden Angelegenheit schauten wir noch in den Reptilien-Gebäuden und beim Imbiss vorbei. Auch Wombats, Schildkröten, Dingos und eine Reihe von Vögeln ließen wir nicht aus. Natürlich kamen die kleinen Koalas dabei nicht zu kurz und wir genossen den schönen Tag mit Rumtingeln bis Ende der Besucherzeit. Der Rückweg sollte sich weniger spektakulär erweisen und wir genehmigten uns spontan noch ein kühles Bier in der belebten Fußgängerzone im Herzen Brisbanes.

Surfers, die Zweite

Jetzt find ich auch mal die Zeit um hier ein paar Geschehnisse festzuhalten...

Freute mich also vor 3 Wochen auf Karina und hatte sie dann ja auch in die Arme nehmen und die ersten Tage mit ihr verbringen können. Donnerstag fuhren wir dann zu ihrer Wohnung und ich saß gleich am Freitag mal den halben Tag in derselben rum, weil das Fräulein keine Anstalten machte, nach Haus zu kommen an ihrem ersten Uni-Tag. So vergnügte ich mir die Stunden mit morning shows, Basteln für Kinder und Werbung über Diätpillen - das aber auf einem feinen Bildschirm... :-) Auch lief ich mal eben ein paar Kilometer zum Einkaufen und kraulte der Katze am Kopf. So wurde der Tag vorwiegend mit rumhängen verbracht, was aber nicht weniger anstrengend erschien, wie die Arbeit, von der Karina dann so im Laufe des späten Nachmittags eintraf. Da hieß es nur noch Essen und ab ins Bett, grunzen.

Der nächste Tag wurde dann umso aktiver, als wir am Morgen Richtung Surfers Paradise aufbrachen. Auf dem Weg zum eigentlichen Strand, den ich ja vorher schon mal besuchen konnte, machten wir noch einen Abstecher in eines der größeren Einkaufszentren der Gold Coast: Australia Fair. Frauen halt, da muss durch das gesamte Zentrum gelatscht werden, nur um billigen Nagellack aufzutreiben... ;-) Nee, ich übertreibe, aber so nen Fünkchen Wahrheit steckt wohl doch dahinter, denn am Ende war ich froh, den nächsten Bus an den Strand zu nehmen. Dort angekommen, lag zwischen dem Meer und uns nur noch eine Bummelmeile mit vielerlei Unterhaltung, Esserei und ...Einkaufsmöglichkeiten. In ner Eisdiele genehmigten wir uns (eher Karina sich) ein preislich höher angesiedeltes kühles Sahneeis. Anschließend schafften wir es dann auf den heißen, feinen, weißen Sand zu kommen und nach einem freien Plätzchen Ausschau zu halten. Nicht nur uns gefiel das Wetter und die Nähe zu den Transportmöglichkeiten und so suchten wir einige Meter weiter ein Fleckchen zum Sonne tanken. Davon sollte es diesen Tag genug geben und wir freuten uns, dass wir uns ein klein wenig ausspannen konnten und einfach mal alle Fünfe gerade sein lassen konnten. Was am Ende dabei herauskam, kann man sich denken und sieht man auch auf den Fotos: richtig schöne gebratene Haut. Das Unangenehme war bloß, dass wir es zu spät merkten und noch lustig in den Wellen planschten und weiter den kleinen gelben Ball anblinzelten. Irgendwann brachen wir dann vom Strand auf und schlenderten noch einige Zeit durch die Touristenhochburg Surfers. Dabei waren wir etwas ziellos und auch am Ende fußlahm, so dass wir uns dann auf der Suche nach der nächsten Bushaltestelle machten. Vorbei an dem Q1, Exempel des gehobenen Touristenstandards hier an de Goldküste, bei dem wir fast nach hinten umfielen beim Stockwerke-Zählen (um die 80), ging es auf zahlreichen Boulevards zurück zu ner Haltestelle. Eine Stunde im herrlich runtergekühlten Bus
(bestens geeignet für eine Erkältung) und wir waren wieder bei Karinas neuer Bleibe. Weder an diesem Abend, noch den nächsten Tag sahen wir ihren Vermieter Todd und so hatten wir unsere wohlverdiente Ruhe :D

Surfers

Mittwoch, 14. November 2007

Die ersten Uni-Tage

Nun bin ich schon fast zwei Wochen an der Uni und es waren bereits 8 Tage voller Arbeit. Doch zunächst von Anfang an…
Vorletzten Freitag hatte ich meinen ersten Tag – um neun sollte ich bei Evelin, meinem Supervisor, im Büro sein. War ziemlich aufgeregt, als ich das Medical Science Gebäude betrat. Mein erster Eindruck: Boah, ist das modern hier!
Natürlich war ich überpünktlich, kurz vor neun stand ich in Evelins Tür und wurde gleich richtig nett in Empfang genommen. Ich merkte sofort, dass ich mit ihr einen super Fang gemacht hatte als Betreuerin – total nett und aufgeschlossen. Das sind wirklich alle hier, wie ich schon bald merken sollte. Schnell den Rucksack abgestellt und schon bekam ich eine Führung durch die „School of Pharmacy“. Ich wurde auf diesem Weg bestimmt 15 Leuten vorgestellt, dessen Namen ich mir alle merken sollte! Oh je, nicht einfach, aber mittlerweile hab ich sie drauf. Ich war erstaunt, wie neugierig alle auf mich reagierten – ganz anders als in Deutschland, wo man sich eher vorsichtig an jemand Neues rantastet. Wurde regelrecht mit Fragen bombardiert, was auch die nächsten zwei Tage noch anhielt. Hatte von Anfang an das Gefühl, hier gut aufgehoben zu sein. Nach einer halben Stunde hatte ich dann alles gesehen und war noch mehr beeindruckt als beim Betreten des Gebäudes: Super moderne Ausstattung – ideal zur Umsetzung meines Diplomthemas.
Mit dem sollte ich auch flugs am gleichen Tag beginnen. Dabei dachte ich, ich würde nur ein paar Formulare unterschreiben, doch damit habe ich weit gefehlt. Sofort wurde ich in die Pflicht genommen, was aber weniger schlimm war, als man jetzt den Eindruck haben könnte. Im Gegenteil, ich fand es klasse!!! Nach dem Begutachten der Geräte war ich nahezu heiß auf die Arbeit. So verbrachte ich meinen ersten Tag mit dem Herstellen der Medien für meine kleinen Freunde, den Bakterien Helicobacter pylori und Campylobacter jejuni (wird den meisten sicher nichts sagen, deshalb dazu später mehr!). Schließlich sollten sie in den nächsten Tagen wachsen und gedeihen und es so richtig gut haben bei mir. Nach dem Ausgießen der Agarplatten und dem Ausstreichen der Bakterien (das ist genau so, wie man es immer im Fernsehen sieht, wenn es um bakterielle Untersuchungen geht – diese kleinen runden flachen Schalen und dann die ekligen Zick-Zacke mit den wuchernden Bakterien drauf!). Dann ab damit in den Incubator bei kuschligen 37°C. Natürlich sollten sie sich wie zu Hause fühlen. Das ist eigentlich der Verdauungstrakt des Menschen. Die kleinen Biester sorgen u.a. für Sodbrennen, Magen- und Darmgeschwüre, Karzinome und Durchfälle. Bisher kann man sie nur mit einer sogenannten Tripple-Therapie wirkungsvoll bekämpfen, bestehend aus zwei Antibiotika und einem anderen Medikament, das die Salzsäureproduktion des Magens unterdrückt. Dadurch wird der pH-Wert angehoben und Helicobacter pylori können nicht mehr wachsen – ne feine Sache, aber sehr umständlich und zu viel Medizin auf einmal und damit belastend für den Körper. Demnach ist es nun meine Aufgabe, einen winzigen Beitrag dazu zu steuern, etwas auf pflanzlicher Ebene zu finden – ziemlich spannend. Später werde ich dann noch die durch die Bakterien verursachten Karzinome „bearbeiten“! Doch allzu viel darf ich ja auch nicht verraten aus Datenschutz-Gründen. Würde auch ein bisschen zu weit gehen, wenn ich das jetzt hier alles hoch wissenschaftlich erkläre. Deshalb belasse ich es vorerst bei dieser kurzen Zusammenfassung meiner Arbeit.
Verliere lieber noch ein paar Worte zu den vielen netten Leuten an der Uni. Da wäre zunächst Razina aus Bangladesch, die ich als erste von allen kennen lernte. Niedlich trifft es am meisten, denn sie ist nicht nur klein und zart (ja, es gibt noch kleinere Personen als mich und zartere sowieso J!), sondern auch äußerst lieb in ihrer Art. Richtig herzlich – sie bedankt sich für alles, selbst wenn sie einem hilft. Dass es so was heute noch gibt. Dann ist da noch Sheik, ihr Mann, der schon länger an der Uni ist. Razina selbst ist erst vor zwei Monaten nachgekommen. Die beiden sind wirklich ein süßes Paar, necken sich den ganzen Tag und sind immer fröhlich! Ich glaube, die kennen keine schlechte Laune! Razina ist zudem eine ausgezeichnete Köchin – die beiden haben jeden Tag ihre Schachtel voll mit leckerem Essen mit, da riecht der ganze Flur nach! Ab und zu versorgen sie auch andere Kollegen mit ihren Köstlichkeiten. Dann ist da noch Madhu, eine Inderin – ebenfalls total nett und aufgeschlossen. Es ist schon krass, die unterschiedlichen Kulturen zu erleben. Hatten u.a. schon Gespräche über die verschiedenen Religionen. Während Sheik und Razina an den Islam glauben, ist Madhu Hinduistin durch und durch. So hat sie noch nie in ihrem Leben ein Stück Fleisch angerührt. Hatten heute passenderweise das Thema Schlachten: Sheik war hochinteressiert daran, nach welchem Ritual wir das jedes Jahr bei Henning auf dem Hof vornehmen. Als Madhu dann meinte, dass sie das erste Mal rohes Fleisch gesehen hat, als sie vor drei Jahren nach Australien kam, musste ich ein wenig schmunzeln. Trotzdem hat sie überhaupt kein Problem damit, wenn wir neben ihr sitzen und unsere Wurststullen mampfen. Ist schon irgendwie lustig, wie hier die Welten aufeinanderprallen und man gerade an solchen Kleinigkeiten merkt, dass so was völlig egal ist, um sich zu verstehen. So große Toleranz wie hier habe ich mein ganzes Leben noch nicht erlebt. Nun ja, nun komme ich ja auch aus einer Provinzstadt, mag ja in den Großstädten anders sein, obwohl ich nicht glaube, dass man bei uns an der Supermarktkasse einen stark Dunkelhäutigen sehen würde, so wie es hier Gang und Gebe ist. Nicht, dass man ihn nicht einstellen würde, da spielt eher die Angst vor Übergriffen eine Rolle. So etwas gibt es hier nicht. Hier ist alles friedlich multi-kulti.
Einen Beitrag an unserer Uni dazu leistet auch Silja aus Norwegen. Sie ist seit 5 Jahren in Australien und will gar nicht mehr weg. Erstaunlich – angeblich sollen die meisten internationalen Studenten aus Norwegen kommen. Habe ich schon mehrfach gehört. Ob man dem wirklich Glauben schenken kann, das bezweifle ich noch ein wenig, denn rein optisch sticht hier ganz klar die asiatische Fraktion hervor. Nun ja, die fallen mir sicher auch eher auf als Norweger, die doch sehr in ihrem europäischen Schlag nach den Australien kommen wie wir Deutschen auch. Apropros: Deutsche gibt es hier auch wie Sand am Meer! Nahezu überall, wo man hinkommt, hört man deutsch. Fast schon ein bisschen wie zu Hause! Natürlich haben wir aber nicht nur Ausländer an der Uni. Es gibt, wer hätte das nach dem langen Vorgeplänkel gedacht, auch jede Menge Australier, mit denen ich zusammen arbeite, die da u.a. wären Amanda und Tanya. Wir sitzen alle in einem Büro – schon lustig mit den vielen bunten Akzenten. Die Verständigung bereitet dennoch keine Schwierigkeiten, notfalls gibt es Hand und Fuß! Waschechte Australierin ist auch unsere School Secretary, Julie – eine Seele von Herz, immer zur Stelle, immer freundlich! Auch die Profs sind hier sehr locker. Alle Studenten reden sie mit Vornamen an und die meisten von ihnen haben sich mir zuerst vorgestellt, wie zum Beispiel Heidi, die mich gleich mit Schokokeksen begrüßte. Ja, schon nach den ersten Tagen habe ich mich richtig eingelebt hier – das war aber auch nicht schwer. Mir kommt es beinahe so vor, als sei ich schon einige Monate hier, kein bisschen mehr fremd. Ich freue mich wirklich auf die kommenden Monate, denn der Anfang ist gemacht und er war viel einfacher, als ich es vorher gedacht habe!

Uni

Mittwoch, 7. November 2007

Ankunft in Gold Coast

Nach zwei Tagen Brisbane hieß es letzten Donnerstag endlich auf in meine neue Heimat für die nächsten sieben Monate – Gold Coast, ich komme! Da Henning noch an der Uni arbeiten musste, machten wir uns erst am späten Nachmittag auf in den Süden. Gold Coast liegt etwa 70 Kilometer südlich von Brisbane – gut zu erreichen mit Bus und Bahn, auch wenn man insgesamt 2 Stunden unterwegs ist. Doch der Kostenfaktor entschädigt für alles. Die gesamte Strecke kostet hier nur 8,40 AUD, was ungefähr 6 Euro entspricht. Das ist sehr günstig. Für die Strecke Ribnitz – Greifswald, was dieselbe Distanz ist, wären es mit Bus etwa 16 Euro. Als Student zahlt man davon nur die Hälfte. Ich hoffe sehr, dass ich wie Henning bald meine „Student and Staff“ Card bekomme. Dann würde uns die Tour nur 3 Euro kosten, ein wahres Schnäppchen!!!!
Wie dem auch sei, wir erreichten Gold Coast mit Sack und Pack bereits im Dunkeln. Somit kann ich nicht wirklich sagen, wie mein erster Eindruck war. Halt einfach eine beleuchtete Stadt wie jede andere auch. Wir fuhren mit dem Bus direkt zum Uni-Campus und hier musste ich trotz Dunkelheit dann erstmal staunen. Das war und ist eine wahre Pracht, alles modern und auf einem Fleck! So freute ich mich schon auf Freitag, meinem ersten Arbeitstag. Auch wenn ich sehr beeindruckt war von meiner neuen Wirkstätte, sollte sich die Haltestelle als äußerst ungünstig erweisen – zu viel Gepäck für die Strecke zu meinem neuen Heim. Allerdings muss man dazu sagen, dass wir von der näheren Bushaltestelle zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung hatten und uns so eh unserem Schicksal ergeben mussten. Auf uns wartete nun ein gut halbstündiger Fußmarsch mit fast 30 Kilo Gepäck – na gut, für mich vielleicht 8 und für Henning die restlichen 22!!!! An den Umrissen der Häuser konnte ich bereits erahnen, in was für eine noble Wohngegend ich ziehen werde. Dann standen wir endlich vor dem Haus Nummer 6 im Inverness Way. Nun war ich doch ein bisschen aufgeregt! Der erste Eindruck von außen war toll, was sich später auch für drinnen bestätigen sollte. Kaum haben wir an die Tür geklopft, kam auch schon Todd, der Hausbesitzer, um ums in Empfang zu nehmen. Doch nicht nur er war erfreut, uns zu sehen. Als ich das Mautzen von Charly hörte, war ich restlos begeistert – eine Katze, wie toll! Bevor ich das Haus in Augenschein nahm (Henning kannte ja schon alles durch eine vorherige Besichtigung), hat sie sich (ja, es ist wirklich eine Katze und kein Kater trotz Namen!!!) ihre erste Streicheleinheit abgeholt und damit habe ich wohl ihr Herz erobert. Todd freute sich, dass ich Katzen mag. Damit hatte ich schon mal ein Stein bei ihm im Brett!
Nun stand ich vor der Wahl: Welches Zimmer sollte es nun sein? Beides die ehemaligen Kinderzimmer seiner Kinder Josh and Cody und dementsprechend schön bunt, aber gemütlich. Ich nahm schließlich das kleinere, welches definitiv die bessere Lage hat - weniger Sonne und abgelegen vom Gartenbereich und damit schön ruhig. Nun hieß es Sachen auspacken und dafür erstmal den großen Einbauschrank von den restlichen Kindersachen befreien (ja, hier sieht man alles nicht so eng!!!), Bett beziehen und ein bisschen gemütlich machen in meinem neuen Reich! Mir gefiel es hier auf Anhieb und das war ein gutes Zeichen.
Es ist wirklich super gemütlich, habe einen eigenen Wohnbereich mit Fernseher (na ja zumindest so lange, bis noch eine weitere Studentin kommt – das kann aber bis Januar dauern, weil hier das Semester gerade zuende geht.). Die Küche ist ebenfalls super klasse und voll ausgestattet (Ja, hier kann ich sogar mal backen!!!!!! Ganz wichtig!!!!!). Henning war schon ein bisschen neidisch auf diesem Luxus, zumal sein Herd in Brisbane seit drei Wochen funktionsunfähig war und er seitdem kein warmes Essen mehr hatte. Beim Anblick des riesigen Plasmafernsehers im Wohnzimmer von Todd blieb ihm fast der Mund offen stehen!!!! Mich hingegen interessierten eher die für Hausfrauen wichtigen Sachen wie Waschmaschine etc. J. Alles da und für mich nutzbar – fantastisch! Besser geht es wirklich nicht. Als ich Todd fragte, ob wir den Mietvertrag später machen können, weil ich hier erstmal auf Probe wohnen wollte, sagte er, dass er gar keinen Vertrag aufsetzen wolle! Das einzige, worauf er Wert legt, ist, dass abends die Küche aufgeräumt ist (ok, das sollte nun wirklich nicht das Problem sein) und dass ich immer schön abschließe wegen dem Plasmafernseher (muss ja ein Vermögen gekostet haben, das gute Stück!). Und das war`s! Wow, sind die unkompliziert hier. In Deutschland wäre das undenkbar, jemand völlig Fremdes in sein Haus zu holen, ohne irgendetwas von ihm zu wissen! Na ja, immerhin kannte er meinen Vornamen! Viel sollte ich andersherum von Todd aber auch nicht erfahren. Er verbrachte das ganze Wochenende bei seiner Familie und so bekam ich ihn erst am späten Sonntagabend wieder zu Gesicht, als Henning schon längst zurück in Brisbane war. Auch schön, so hatten wir das gesamte Haus das ganze Wochenende für uns, da kann man sich dran gewöhnen!
Aber selbst in der Woche ist Todd kaum hier, kommt nur zum Schlafen her, da muss ich ihm schon mal regelrecht auflauern, um ihn zu sehen. Gestern Abend musste ich bis 21.30Uhr warten, bis er endlich kam. Und dann drückte ich ihm gleich ein Gespräch auf (na ja, fällt mir ja nicht sonderlich schwer J!!!) Nach einer Stunde wussten wir dann beide bedeutend mehr voneinander als nur unsere Vornamen – Todd ist eigentlich Neuseeländer und arbeitet als Bauaufsicht, früher war er wohl Autohändler. So sind wir dann von einem Thema zum anderen gekommen, seine Familie, Bräuche usw. Es war wirklich sehr interessant und hat unser Verhältnis zueinander ein bisschen gelockert. Ich denke, wir werden in Zukunft gut miteinander zurecht kommen. Bin auch schon sehr auf seine Kinder gespannt, die ab und zu mal herkommen. Die haben ihn wohl gleich gefragt, wie ich denn so bin und ob ich Charly mag, ganz wichtig für die beiden. Die freuen sich auch, dass die Katze jetzt wieder regelmäßig versorgt wird mit Futter und Streicheleinheiten.


Ankunft in Gold Coast

Montag, 5. November 2007

Entdeckungstour Brisbane

Nachdem ich mich in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch erstmal richtig ausgepennt habe, bin ich dann am frühen Vormittag auf eigene Faust los Richtung Brisbane City. Nicht weiter schlimm, mag man meinen, wenn man an deutsche Großstädte denkt. Doch wir sind hier in Australien und wie sagt man so schön? Andere Länder, andere Sitten!
Und diese sollte ich auch gleich zu spüren bekommen. Zunächst sollte man vorweg nehmen, dass das öffentliche Verkehrsnetz im ganzen Land weniger gut ausgebaut ist – man fliegt hier halt lieber. So etwas wie U- oder Straßenbahn kennt man nicht. Dafür gibt es aber, zumindest in Brisbane, eigene Busstraßen, was einer Straßenbahnlinie gleich kommt und unnötige Staus in der Rush hour vermeidet. Na ja, jedenfalls wollte ich mit einem dieser tollen Translink-Busse auf den Weg machen. Gott sei Dank hat Henning mir vorher alles genauestens beschrieben – sonst wäre ich wirklich aufgeschmissen gewesen! Anzeigen an den Haltestellen – größtenteils Fehlanzeige! Da bekommt man höchstens zu lesen: „This station is out of service“. Schon mal ganz klasse. Doch das ist nicht das Schlimmste! Selbst wenn man im Bus sitzt, gibt es nicht wie bei uns nette Anzeigen geschweige denn Ansagen für die nächsten Stationen. Und der A4-große Plan vorne im Bus bringt einem auch nichts, da nur die ungefähre Richtung zu erkennen ist. Also heißt es im Vorfeld Stationen lernen, damit man auch ja an der richtigen Haltestelle raushopsen kann. Sollte in meinem Fall allerdings nicht allzu schwer sein, denn die City erkennt man schon von weitem an den vielen Hochhäusern. Dies sollte auch mein erster Eindruck von Brisbane sein –die berühmtberüchtigte Skyline, auf allen Postkarten zu finden!
Nach der netten Verabschiedung vom Busfahrer (hier bedankt man sich, dass man mitgefahren ist – das Land besticht wirklich durch die Freundlichkeit seiner Einwohner!!!), packte ich flugs meinen Stadtplan aus, um mich erstmal grob zu orientieren, bis ich mich schließlich weiter zu Fuß Richtung Brisbane River aufmachte - vorbei an vielen Cafés, Bars und dem I-Max-Kino mit der größten Leinwand der Welt, zumindest von außen so als solche angepriesen. Bin zwar nicht so der Kinogänger, aber da wird es Henning und mich sicher mal hin verschlagen. Als ich im Park angelangt war (hier gibt es wirklich viele grüne Bereiche!), musste ich schmunzeln, denn ich erblickte eine Kindergartenruppe in hellblauer Einheitstracht beim Picknick – richtig süß sahen die Zwerge aus! Ich glaube, dass sie irgendwann ganz schön genervt waren von meiner vielen Filme- und Fotografiererei. Hatte ja auch eigentlich gar nicht so viel Zeit, schließlich hatte ich noch viel vor.
Zunächst musste ich den Fluss überqueren, um auf die Queen Street zu gelangen, die Haupteinkaufsmeile von Brisbane. Obwohl sie gar nicht so lang ist, kann man hier Stunden zubringen. Kein Wunder, denn jedes der vielen aneinander gereihten Shoppingcenter wartet mit 200-400 Geschäften auf. Für Shoppingfans die wahre Freude – für mich eher eine Herausforderung, die für mich an diesem Tag wichtigen Geschäfte zu finden. Nicht etwa Klamottenläden (ich war bisher in keinem einzigen drin!!!!), nein, sondern Elektronik- sowie Handyladen und Post. Das hat sich alles ziemlich hingezogen, so dass ich auf weiteres Sightseeing vorerst keine Lust hatte. Ok, ich gebe zu, habe natürlich auch nach einer Eistheke Ausschau gehalten, musste allerdings entsetzt feststellen, dass mein Leibgericht so gut wie unbezahlbar ist – ab 3 Dollar aufwärts, das sind ungefähr 2 Euro für eine Kugel. Demzufolge verzichtete ich lieber, obwohl so ein kühles Eis bei 29 Grad schon nicht schlecht gewesen wäre. Hinterher stellte ich jedoch fest, dass ich dafür beim Toilettengang sparen kann – das kostet hier nämlich überall keinen einzigen Cent. Nicht ausgegebenes Geld, das ich also in Eis investieren könnte. Wenn ich das allerdings eins zu eins umsetzen würde, müsste ich nur noch Eis essen J!!!!
Nach dem Eisschock machte ich mich frühzeitig wieder auf den Weg zu Hennings Wohnung, wo ich schließlich auch nach anderthalb Stunden eintraf. Erstmal hieß es, eine Busstation finden, wo auch der richtige Bus für mich abfährt – dabei ging schon einige Zeit ins Land. Schließlich musste ich mich geschlagen geben und wieder auf die andere Uferseite zurücklaufen – sicher ist sicher, dachte ich mir da, zumal meine neue Prepaid Card nicht so wollte wie ich, da mein blödes Handy entgegen meiner Erwartungen wohl doch gelocked sein soll. Nun ja, in der Wallachei wollte ich ohne das Ding auch nicht landen, also lieber die gleiche Route zurücknehmen. Meine Ausbeute: Postkarten, Briefmarken, Handykarte und jede Menge Infomaterial für unsere bevorstehende Urlaubsreise im Dezember.

Entdeckungstour Brisbane

Donnerstag, 1. November 2007

Die große Reise nach Brisbane

Nun bin ich schon drei Tage in Brisbane und kann es immer noch nicht glauben, dass ich dafür einmal um die Welt geflogen bin!

ABSCHIED

Wie ich bereits geahnt habe, konnte ich natürlich die Nacht zu Sonntag kaum schlafen – die Aufregung war einfach zu groß! Meine Eltern und ich sind bereits um 8Uhr morgens zum Hamburger Flughafen aufgebrochen. Nach 2,5 Stunden Fahrt waren wir vorerst am Ziel – viel zu früh, aber gerade an einem Sonntag und dann noch zu Ferienende kann man nie wissen, was auf den Straßen los ist! Wir sind gleich zum Check in-Schalter, haben dort schließlich mein Gepäck aufgegeben und ich bekam meine Boarding Card. Eigentlich sollte ich auch mein Ticket für das Hotel in Dubai erhalten, doch davon wusste die nette Frau am Schalter nichts. Gut – dachte ich - wird ja kein Problem sein, diese nachträglich auszustellen und so wurde ich zum Emirates-Info-Schalter geschickt. Ein kurzer Blick in meinen Pass und schon hatte ich den erforderlichen Wisch, obwohl mein Reisebüro es augenscheinlich versäumt hatte, mein Zimmer mit zu buchen. Na ja, Emirates kann es sich ja leisten! Da kommt es auf eine Person mehr oder weniger auch nicht an, für die man die Hotelkosten übernimmt! Alles Service – sagt man!

Nachdem die Formalitäten erledigt waren, blieben uns Dreien noch etwa anderthalb Stunden bis zum Abschied. Zur Ablenkung schauten wir den abhebenden und landenden Flugzeugen zu und je mehr ich davon sah, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich auch bald in so einem Riesending sitzen werde und in den Lüften verschwinde. Irgendwie komisch, aber nun wurde es auch wirklich Zeit, dass es endlich los ging. 12.45 Uhr war es dann soweit: Ich musste in den Sicherheitsbereich und es hieß nun, Mutti und Papa nochmal ganz fest drücken und für die nächsten sieben Monate tschüß zu sagen. Dann war ich erstmal froh, dass eine Schlange vor mir war – das gab mir Zeit, die geflossenen Tränchen zu trocknen. Mutti und Papa blieben noch an der Glaswand stehen, bis die Kontrolle meines Handgepäckes vorüber war. Noch ein letztes Mal Winken und dann war ich auch schon in der Abflughalle verschwunden.

FLUG NACH DUBAI

Der kurze Fußmarsch bis zum Gate B20 mit Laptop und vollgepackten Rucksack erwies sich bereits anstrengender als erwartet, doch sollte ich hier noch nicht erahnen, wie das erst in Dubai werden wird. Beim Gang ins Flugzeug fragte ich mich dann instinktiv, wer wohl während der ersten Flugstrecke von 6,5 Stunden neben mir sitzen wird. Hoffentlich niemand, der müffelt, ging es mir durch den Kopf. Kaum zu glauben, aber es kann tatsächlich noch schlimmer kommen! Am Platz angekommen, erblickte ich einen Iraner mittleren Alters und ich freute mich noch auf ein eventuell interessantes Gespräch mit ihm. Das sollte sich aber bald ändern. Kurz nach dem Start um 14Uhr forderte er seinen ersten Vodka, kaum hatte er diesen aus, bestellte er den nächsten. Hui, dachte ich, das geht aber fix! Nun ja, zwei Vodka wären ja noch vertretbar, als er allerdings innerhalb der ersten 30 Minuten vier weggeschluckt hatte, wurde mir doch komisch! Beim fünften merkte er anscheinend meinen fragenden Blick und so sah er sich wohl in Erklärungsnot: „I`m so scared of flying. That`s why I have to get drunken.“ Mmmh, ok – mir war ja auch nicht ganz wohl vorm Fliegen, aber gleich betrinken? Nee, dachte ich, muss auch nicht sein!

Etwa eine Stunde nach Start gab es das erste Menü. Ich entschied mich spontan für Hühnchen mit Nudeln, Pilzsoße und Gemüse. Dazu gab es noch ein Zitronendessert, zwei verschiedene Salate und ein Brötchen mit Butter und Käse. Oh man, wer sollte das nur alles essen? Auch mein netter Herr Flugnachbar nahm dieses Essen, doch bevor die Stewardess servieren konnte, musste sie erstmal seinen Platz von den Vodkaflaschen befreien. Beim Anblick der Vielzahl wurde ihr auch ganz anders und so sah sie mich ganz mitleidig an. Tja, half auch nichts, denn seinen geforderten Rotwein gab sie ihm trotzdem! Hoffentlich muss der sich nicht übergeben, schoss es mir durch den Kopf. Nach drei Happen legte er sich allerdings gemütlich zurück und grunzte erstmal die eine oder andere Stunde! Doch wer glaubt, dass ich so Ruhe hatte, der täuscht! Immer wieder schreckte er mit lauten Hustenschreien hoch (natürlich ohne sich die Hand vor den Mund zu legen!!!!), so dass sich Passagiere etwa vier Reihen vor mir noch umdrehten und ihren Kopf schüttelten. Ich entschied mich dann, lieber meine Kopfhörer aufzusetzen, damit ich keinen Hörsturz erleide J! Doch damit nicht genug! Anscheinend hatte der gute Mann auch keine Taschentücher bei sich - der Rotz musste trotzdem weg! Was also tun? Klar, ihn richtig schön mit Schmackes hochziehen – mmmh, lecker! Spätestens da ist auch mein Appetit verflogen! Nun ja, wollte ihm schon fast ein Taschentuch von mir anbieten, ließ es dann aber doch sein. Irgendwann habe ich mich schließlich an die Eigenheiten des Iraners gewöhnt und widmete mich ausführlich dem Unterhaltungsprogramm auf meinem Monitor vor mir. Hier gab es alles, was das Herz begehrt! Etwa 150 Filme standen allein zur Auswahl, außerdem Musik über Musik und jede Menge Spiele – also für jedermann etwas dabei. Ich versuchte mich vor allem mit dem einen oder anderen Film abzulenken! Schlafen konnte ich während des gesamten Fluges kein bisschen, dazu war ich viel zu nervös! So versuchte ich mein Glück mit dem Simpsons-Film. Doch sorry Simpson-Fans, der konnte mich kein Stück begeistern! Nach einer halben Stunde musste ich ihn Wohl oder Übel wieder ausstellen. Na ja, bin halt doch eben mehr der Romantik-Fan!!! Die Zeit verging auf der ersten Strecke eher schleppend und mir graute schon vor dem nächsten Tag mit 15 Stunden Flugzeit.

DUBAI

Gegen 23Uhr Ortszeit (in Deutschland 20Uhr) bekamen wir in Dubai wieder Boden unter die Füße. Der Landeanflug von Wasser auf Festland war mehr als beeindruckend! Und noch viel mehr dann das riesige Flughafengelände. Wir brauchten allein eine halbe Stunde, um an unser Gate zu rollen – Wahnsinn. Mindestens genauso riesig wie das Außengelände entpuppte sich schließlich auch das Flughafengebäude selbst. Bevor ich die Passkontrolle erreichte, verging abermals eine halbe Stunde. Rollbänder über Rollbänder bahnten mir und meinem Handgepäck den Weg. An den Schaltern angekommen, entdeckte ich ein blondes Mädel aus meinem Flugzeug wieder, die ebenfalls das Ticket für das Millenium-Hotel in den Händen hielt. So sprach ich sie einfach an, ob wir dort nicht zusammen hin wollen. Klar, meinte sie, und so kamen wir schnell ins Gespräch. Sie heißt Signe und wollte ebenfalls nach Brisbane weiter, um dort ein halbes Jahr als Work and Traveller zu verbringen. Das passt ja gut, dachte ich und sympatisch ist sie obendrein. Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Shuttlebus. Beim ersten Schritt vor die Tür bekamen wir allerdings erstmal einen Schlag. Man, war das eine Hitze! 30 Grad und das um diese Zeit! Und wir natürlich in Jeans und mit Strickjacke. Das Zeug musste dringend runter vom Leib.

Im Hotel angekommen, staunten wir nicht schlecht. Prunk soweit das Auge reichte. Und das in einem 3-Sterne-Hotel. Na ja, das entspricht bei uns wahrscheinlich einem 5-Sterne-Hotel. Marmor und vergoldete Krohnleuchter zierten die Eingangshalle. Irgendwie müssen Signe und ich wohl sehr hungrig ausgeschaut haben. Jedenfalls erhielten nur wir zwei Essens- und Trinkgutscheine für das Luxusrestaurant. Die anderen Fluggäste schauten ein wenig neidisch – hätten sie doch auch gerne noch eine Kleinigkeit zu sich genommen. Wir jedenfalls ließen uns nicht lumpen und nutzten erstmal das Snackangebot, bevor es hoch in unsere Zimmer ging. Na ja, Zimmer ist vielleicht noch untertrieben – für mich war es eher wie eine kleine Suite mit zwei großen Einzelbetten drin, gemütlicher Sitzecke und einem Luxusbad mit Wanne und großen Armaturen. Da ließ es sich gut aushalten! Schlafen konnte ich jedoch nicht gleich, war noch viel zu aufgekratzt. Zwei Uhr nachts fielen dann die Augen endlich zu. Um kurz vor 6 Uhr dann der Weckanruf – viel zu früh, aber um 8.40Uhr sollte der Flug ja weitergehen und nach den Streckenerfahrungen der vergangenen Nacht im Flughafengebäude wollten wir lieber nicht zu spät dran sein. Halb 7 war dann Abfahrt vom Hotel. Allerdings führte uns der Weg nicht direkt zum Flughafen, der geschätzte 1,5 Kilometer vom Hotel entfernt lag. Nein, wir fuhren erstmal durch die halbe Stadt. Auch schön, so hatten wir wenigstens noch was von Dubai – hier kommt man ja auch nicht alle Tage hin. Angekommen, mussten Signe und ich uns erstmal in eine ellenlange Schlange von Passagieren aller Emirates-Flüge einreihen für eine erste Handgepäckskontrolle. Erstaunlicherweise ging das recht fix, obwohl gut 600 Leute vor uns standen. Nach einer viertel Stunde waren wir durch. Gott sei Dank mussten wir uns nicht erneut einchecken, die Boarding Card für diesen Flug bekamen wir bereits in Hamburg. Also gleich auf zur Passkontrolle und von dort dann in die Abflughalle – ein weiterer Fußmarsch von 20 Minuten. Hier gab es jede Menge zu bestaunen – Luxusartikel über Luxusartikel waren hier zu finden. Doch auch für den Otto-Normal-Verbraucher gab es jede Menge. Signe kaufte sich noch etwas zu lesen und ich nutzte die noch verbleibende Zeit, um mich umzusehen.

FLUG NACH SINGAPUR

Der Abflug nach Singapur verzögerte sich diesmal um fast eine Stunde. So saßen wir noch eine ganze Weile im Wartebereich und waren ganz beeindruckt von der Vielzahl der Leute, die tatsächlich mit uns fliegen wollten. Das Flugzeug war noch größer als das erste – die Fensterreihen hatten jeweils noch einen Platz mehr. Die 7 Stunden nach Singapur vergingen diesmal schneller als die Strecke nach Dubai. Diesmal hatte ich auch einen angenehmen Sitznachbarn – ein junger Engländer, ebenfalls auf dem Weg nach Brisbane, der immer ganz froh war, wenn ich mein Essen nicht schaffte und er es haben konnte. Vor allem auf die Muffins zum Frühstück hat er es abgesehen. In Singapur hatten wir dann nur eine halbe Stunde statt der geplanten anderthalb Stunden Aufenthalt aufgrund des verspäteten Abflugs in Dubai. Einige Fluggäste sagten hier Adieu, doch die meisten wollten weiter nach Brisbane. Das Flugzeug wurde schnell neu betankt und jeder bekam wieder eine neue Decke, ein neues Kissen und neue Kopfhörer. Was für eine Verschwendung, dachte ich! Angeblich müsse das aus Sicherheitsgründen sein, wie uns ein netter Steward mitteilte. Die Stewardessen taten mir wirklich leid angesichts des Drecks, der in dieser halben Stunde auf sie wartete. Man mag es kaum glauben, dass wirklich Menschen im Flugzeug gesessen haben. Vor allem die Passagiere der ersten Klasse kannten überhaupt kein Benehmen. Auf dem Boden lag wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann – von Essensresten über zerfetzte Zeitungen bis hin zu Klamotten. Unglaublich! Die dachten wahrscheinlich auch: Für meine Kohle kann ich Einiges an Service erwarten.

FLUG NACH BRISBANE

Nach der besagten halben Stunden fanden wir dann wieder ein sauberes Flugzeug vor und die letzte Etappe wartete auf uns. Noch einmal Starten und Landen und dann sollte ich wirklich am Ziel sein – Australien, ich komme!

Die Zeit verging auch hier relativ rasch. Allerdings hatte ich wirklich Probleme mit den vielen Zeitzonen, die wir durchquerten. Urplötzlich war es dunkel und dann auch wieder hell. Dementsprechend folgten auch die Mahlzeiten sehr rasch aufeinander. Kaum lag das Abendbrot hinter uns, gab es auch schon wieder Frühstück um 4.30 Uhr Ortszeit. Die letzten zwei Stunden nutzte ich, um über die Flugzeugkamera das Land meiner Träume von oben zu erkunden. Die Sicht war äußerst gut und so überquerten wir beeindruckende Landschaftsstriche.

Um 6.15 Uhr konnte ich dann endlich Brisbane erblicken – Wahnsinn. Dieser Landeanflug war mit Abstand der beste. Ist ja auch klar, denn hier wollte ich hin! Die Aufregung stieg von Minute zu Minute und einige wunderten sich schon über mein Grinsen, das von immer breiter wurde. 6.35Uhr stoppten wir pünktlich am Gate. Nun schnell raus aus dem Ding und zu Henning düsen, der mich abholen wollte. Na ja, ganz so schnell ging es dann doch nicht. Erstmal mussten Signe und ich noch eine Einreisekarte ausfüllen. Hier in Australien sind die Einfuhrregeln besonders streng. Man muss alles angeben, was man dabei hat, vor allem Essen jeglicher Art. Nun gut, ich hatte ja mein Kilo Schokolade dabei, sie aber nicht angeben, weil ich keine Lust hatte, dass der Zoll meine Klamotten in der Reisetasche durchwühlt. Also ließ ich es einfach drauf ankommen. Im Notfall hätte ich behauptet, dass ich davon nichts wusste und mir Mutti wahrscheinlich eine Überraschung machen wollte. Was hätten die auch mit mir tun sollen? Mehr als wegnehmen und wegschmeißen konnte ich mir nicht vorstellen. Im Flugzeug haben sie bei Falschangaben zwar vor vorrübergehenden Festnahmen gedroht, doch so richtig hat mich das nicht tangiert. Kritisch wurde es allerdings, als sich einer der vielen Spürhunde auffallend lange an meiner Tasche zu schaffen machte. Doch die Polizistin zog ihn schnell weg und meinte nur, dass in meiner Tasche doch bestimmt nichts sei. Gut so – schön, dass man Frauen immer so viel Vertrauen entgegenbringt. Männer hingegen müssen sich halb entkleiden, weil man sie wegen Drogenschmuggels verdächtigt nur aufgrund ihres Aussehens, ich hingegen wurde nicht einmal durchleuchtet. Ob man denen schon mal gesagt hat, dass Frauen eigentlich die schlimmeren Verbrecher sind J?!

Nun ja, dann nach nochmaligem langen Warten standen wir am Zoll. Noch einmal bibbern, dass die meine Schokolade nicht entdecken, was sie auch nicht taten, und dann war es endlich soweit. nach über 35 Stunden Reise konnte ich Henning endlich in die Arme fallen. Das war so ein tolles Gefühl! Hier begann mein Traum von Australien dann endlich Wirklichkeit zu werden.

Signe und ich hatten noch unsere e-mail-Adressen ausgetauscht und dann ging jede seiner eigenen Wege – Signe nach Sunshine Coast und ich mit Henning zu seinem neuen Zuhause im Stadtteil Mt. Gravatt. Die Fahrt dorthin mit dem Zug war mehr als aufregend – so viele neue Eindrücke und es war alles wirklich so, wie es mir vorgestellt habe. Henning, der Arme, musste mein Gepäck buckeln, während ich gar nicht genug kriegen konnte von der neuen großen Stadt. Selbst auf dem Weg von der Bushaltestelle bis zu Hennings Haus blieb ich immer wieder stehen, um erste Fotos zu schießen oder mit meinem Camcorder zu drehen. Um der Sonne etwas aus dem Weg zu gehen, gingen wir durch die hiesige Einkaufspassage – ein Fehler, denn auch hier gab es für mich so viel zu bestaunen. Zu allererst entdeckte ich die vielen geschmückten Weihnachtsbäume. Man, die sind ja noch verrückter als wir Deutschen und deutlich kitschiger. Schon komisch, da kommt man von draußen mit 30 Grad im Schatten rein und entdeckt die viele Weihnachtsdeko – passt doch gar nicht zusammen. Weiter vorbei ging es dann an der Obst- und Fischtheke. Man, da lief einem ja das Wasser im Mund zusammen. So herrlich angerichtet alles. Vor allem Krebse, Austern, Krabben und Tintenfische waren zu sehen. Ich als eigentlich nicht-so-gern-Fischesser bekam richtig Appetit.

ANKUNFT

Zu Hause bei Henning angekommen war ich völlig aufgedreht und das trotz Schlafentzugs (die letzten drei Tage insgesamt 9 Stunden!!!). Eigentlich auch gut, so konnte ich mich erstmal zwingen wach zu bleiben, um so dem Jetlag zu entgehen. Am Nachmittag machten wir dann die ersten wichtigen Besorgungen für mich und da kam sie dann über mich – die Müdigkeit schlug erbärmlich zu! So ein Gefühl hatte ich noch nie, hätte im Stehen einschlafen können! Also schnell nach Haus, mit Mutti telefonieren und dann ab in die Koje. So schlief ich erstmal bis zum Abendbrot etwa 1,5 Stunden und ab 20 Uhr war dann endgültig Sense. Da habe ich dann bis zum nächsten Morgen erstmal durchgeratzt.

Hier noch die Fotos: (Picasa wollte nicht so, wie ich wollte)

http://picasaweb.google.com/karina280683/FlugNachBrisbane